Science-Fiction-Analystin Isabella Hermann im Interview: „Die KI sind wir“

KI dringt immer weiter in den Alltag vor. Aber wie damit umgehen? In der Science-Fiction ist künstliche Intelligenz oft Teil der Handlung. Können wir daraus etwas lernen? Ja, meint die Berliner Politikwissenschaftlerin Isabella Hermann. Wenn auch vielleicht auf andere Art, als man denken könnte.

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Künstlerische Darstellung eines Androidenkopfs. Menschenähnliche Roboter sind ein großes Thema in der Science Fiction.

Elon Musk, Mark Zuckerberg und andere Stars des Silicon Valley lassen sich gerne von Science-Fiction inspirieren. Eine fiktive Online-Welt namens Metaverse aus dem Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson etwa erinnert stark an das, was Zuckerberg mit seiner Firma „Meta“ vorhat: das Internet als virtuelle 3D-Welt. Wenn Technologieführer wie Bill Gates oder OpenAI-Chef Sam Altman vor einer KI warnen, die die Menschheit „auslöschen“ könnte, denken sie vermutlich an menschenmordende Maschinen wie in „Terminator“ oder „Matrix“.

Doch was bedeutet es, wenn das Silicon Valley vor den eigenen Visionen warnt? Und was können wir aus der Science Fiction über den Umgang mit KI lernen? Die Berliner Science-Fiction-Analystin Isabella Hermann hat sich intensiv mit den KI-Visionen in der Science Fiction beschäftigt. Die promovierte Politikwissenschaftlerin gibt Antworten auf diese Fragen.

Frau Hermann, wir erleben, wie künstliche Intelligenz unseren Alltag verändert. ChatGPT und andere KI-Programme schreiben uns Texte, generieren Bilder oder komponieren. Künstler sehen ihr Urheberrecht in Gefahr. Hat die Science Fiction diese „generative KI“ vorausgesehen?

Isabella Hermann: Auf jeden Fall! Denn jede KI in der Science Fiction, die nicht auf Datenbanken zugreift, ist eine generative KI. Zum Beispiel das „Skynet“ aus den Terminator-Filmen.

Also die fiktive künstliche Superintelligenz, die einen Krieg gegen die Menschen führt.

Skynet ist aus einem neuronalen Netz entstanden, also aus derselben Technologie, auf der die heutige KI basiert. Skynet generiert selbst Inhalte, zum Beispiel im vierten Terminator-Film „Salvation“ das Bild einer Frau, durch das es spricht. Aber die alltäglichen Probleme, die wir mit der heutigen generativen KI haben, also Deepfakes oder Urheberrechtsfragen, kommen in der Science Fiction kaum vor. Das ist dramaturgisch nicht interessant genug. Science Fiction braucht Drama.

Die Berliner Politikwissenschaftlerin und Science-Fiction-Analystin Isabella Hermann
Die Berliner Politikwissenschaftlerin und Science-Fiction-Analystin Isabella Hermann