Verpasst die Ampel den Anschluss in der Künstlichen Intelligenz?

Der Koalitionsvertrag verspricht einen „digitalen Aufbruch“. Was lernfähige Algorithmen angeht, bleibt die Ampel nach Ansicht von Verbänden aber vage und mutlos. Dabei gilt die KI als Zukunftstechnik, die Autos lenken und die Arbeitswelt verändern wird.

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Digitaler Kontrollpunkt mit Personen mit Gesichtsschutzmaske.

Mit Alexa bestellen, online mit DeepL ins Französische übersetzen oder bald im vollautonomen Auto fahren: Künstliche Intelligenz dringt immer weiter in den Alltag ein. Die besten der lernfähigen Algorithmen lassen erahnen, wie sehr KI den Menschen und seine Fähigkeiten noch herausfordern wird. Eine Software namens AlphaGo spielt das hochkomplexe Brettspiel Go besser als jeder Mensch, andere Programme schreiben Geschichten oder Gedichte, die von Menschen stammen könnten, oder komponieren durchaus gefällige Musik. Einige KI-Anwendungen machen schlicht Angst: Sie identifizieren Menschen über ihr Gesicht oder ihre Gangart, oder steuern Kampfroboter.

Meist kommen solche Anwendungen von den großen amerikanischen Techfirmen wie Google oder aus China. Experten beklagen die wachsende Abhängigkeit Deutschlands und Europas von importierten Techniken. „Wir müssen aufpassen, dass wir beim Thema KI unsere Souveränität erhalten“, fordert Jörg Bienert vom KI-Bundesverband, ein Netzwerk aus deutschen KI-Unternehmen und -Experten.

Ja, aber hatte nicht die alte Bundesregierung schon 2019 ein klares finanzielles Aufbruchssignal gesendet? Fünf Milliarden Euro KI-Förderung bis 2025 sind ein Wort.

Es fehlen Leuchtturmprojekte“

Nur mit der Umsetzung sieht es offenbar mau aus: Eine kleine Anfrage der Grünen ergab, dass bis zum Herbst 2021 weniger als zehn Prozent der Summe abgerufen worden waren. „Die Projekte sind zu kleinteilig“, erklärt Bienert. Es fehlten große „Leuchtturmprojekte“. Damit meint er Software, die an die spektakulären Leistungen von KI aus den USA heranreicht, wie etwa die Software GPT-3, die vielseitige und mit Weltwissen gespickte Texte verfasst. Um da mitzuhalten, bräuchten deutsche KI-Forscher eine eigene Infrastruktur, zum Beispiel einen der KI gewidmeten Supercomputer, meint Bienert.