RiffReporter diese Woche: Raumsonden - mit Tricks ins äußere Sonnensystem

Liebe Leserinnen und Leser,
erinnern Sie sich an Rosetta? Die Kometensonde? Vor genau zehn Jahren erreichte sie einen winzigen Himmelskörper in den fernen Weiten unseres Sonnensystems, von manchen liebevoll Tschuri genannt. Dieser Brocken aus Eis und Geröll ist eines jener urtümlichen Relikte aus der Frühzeit des Sonnensystems, die zu Hunderttausenden um die Sonne schwirren. Wenn sie unserem Zentralstern sehr nahe kommen, schmücken sie als Schweifstern unseren irdischen Nachthimmel.
Rosetta begleitete Tschuri zwei Jahre auf seiner Bahn, lieferte faszinierende Bilder und wertvolle Daten. Und dass eine mitgeführte Minisonde auf dem Kometen landete, war einfach cool.
Was in dieser Woche wichtig ist
Im Moment richtet sich die Aufmerksamkeit auf ein weiteres abenteuerliches Projekt der europäischen Raumfahrt: Juice.
Der Name dieser Raumsonde steht für Jupiter Icy Moons Explorer. Denn Juice soll die größten Eismonde des Planeten Jupiter erkunden: Kallisto, Europa und insbesondere Ganymed. Es gibt Hinweise darauf, dass unter der Kruste dieser unterschiedlichen Himmelskörper Ozeane aus flüssigem Wasser existieren könnten. Juice soll hierzu weitere Informationen liefern.
Bisher hat die Sonde ein knappes Fünftel ihres langen Reiseweges hinter sich. In dieser Woche nun stand ein entscheidendes Manöver an: Am Montag, dem 19. August, zog Juice dicht am Mond vorbei. Nur 25 Stunden später passierte die Sonde in geringem Abstand unsere Erde. Wenn Sie diesen Newsletter lesen, werden die Expert:innen im Darmstädter Kontrollzentrum der ESA bereits aufgeatmet haben. Hoffentlich!
Warum wir uns dafür interessieren müssen
Ohne solche engen Vorbeiflüge an Himmelskörpern, Swing-bys genannt, könnte keine Raumsonde ins äußere Sonnensystem gelangen. Einfach deshalb, weil es keine Rakete gibt, die genügend Treibstoff mit sich führen könnte. Eine schwere Nutzlast über Hunderte Millionen Kilometer hinweg zum Jupiter schießen? Unmöglich. Die Physik und die mangelnde Effizienz von Raketentreibstoffen stehen dem entgegen.
Es gibt jedoch einen Trick: Swing-by-Manöver ermöglichen einer Raumsonde, zusätzlichen Schwung zu holen und ihre Reisegeschwindigkeit zu erhöhen. Ohne einen Tropfen Treibstoff zu verbrauchen. Auch Rosetta und viele andere Sonden haben davon Gebrauch gemacht. Ein Doppel-Swing-by, wie ihn Juice in dieser Woche ausführte, ist aber ein Novum.
Was mich dabei persönlich beschäftigt
Ich gestehe: Auch mir als Physiker und Weltraum-Enthusiast ist es anfangs nicht leicht gefallen, hinter das Geheimnis eines Swing-bys zu kommen. Verständnislücken machen mich nur noch neugieriger. Ich will verstehen, was los ist. Also hakte ich nach: Und je mehr ich über die Zusammenhänge erfuhr, umso mehr stieg meine Hochachtung vor den Spezialist:innen, die Flugbahnen entwerfen und den Ablauf der Missionen überwachen.
Langzeitprojekte wie Raumsonden-Flüge sind für mich Paradebeispiele, was man mit vorausschauender Planung, Einfallsreichtum und Beharrlichkeit erreichen kann. Diese Tugenden vermisse ich an vielen anderen Stellen unserer Gesellschaft.
Was als Nächstes passieren muss
Deshalb schmerzt es mich besonders, wenn Schulen die Faszination der Raumfahrt nicht nutzen. Ich bin mir sicher, dass Juice mit ihren Manövern Kinder zum Lernen motivieren und für die Naturwissenschaften begeistern könnte. Als RiffReporter ist mir dieser Bildungsaspekt sehr wichtig.
Herzlich grüßt
Uwe Reichert
Mehr zum Autor
Uwe Reichert schreibt für uns als studierter Physiker und Astronom zu den Themen Astronomie und Weltraumwissenschaft.

Uwe Reichert
Physiker, Wissenschaftsjournalist und Berater