Digital-Botschafterinnen in Uganda: „Digitale Rechte sind Menschenrechte“

Die zivilgesellschaftliche Organisation Pollicy engagiert sich für digitale Rechte von Frauen, hilft ihnen, sich besser gegen Online-Gewalt zu schützen und motiviert sie zu Tech-Berufen. Damit trägt sie auch zur Dekolonisierung des Internets bei.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
7 Minuten
Auf einer Glasschiebetür steht der Name der Organisation, dahinter ist der Eingangsbereich zu sehen

In einer Gasse sitzt eine Gruppe Männer, sie reden und trinken, so wie jeden Nachmittag. Frauen wissen das und machen lieber einen Bogen um diese Gasse. Denn sie wissen, dass sie dort Gefahr laufen, angequatscht, belästigt oder sogar angegriffen zu werden. Phillip Ayazika beschreibt diese Szene und sagt: „Solche „Gassen“, männerdominierte Orte, existieren auch im Internet“. Er ist Programm-Manager der zivilgesellschaftlichen Organisation Pollicy in Uganda, die sich für digitale Rechte und Sicherheit von Frauen einsetzt.

Geschlechtsspezifische Gewalt ist off- und online verbreitet

Das ostafrikanische Uganda ist ein konservatives, patriarchal geprägtes und autokratisch regiertes Land. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist verbreitet: Laut einer nationalen Erhebung wurde ein Drittel der Mädchen unter 15 Jahren zum ersten Sex gezwungen, über die Hälfte der verheirateten Frauen gab an, körperliche oder sexuelle Gewalt durch ihren Ehemann erfahren zu haben. Und die Mehrheit ist der Auffassung, dass dies eine Privatsache der Familien ist und kein Fall für die Polizei.

All dies spiegele sich auch in der virtuellen Welt wider, sagt Ayazika mit Verweis auf eine Pollicy-Studie zu Erfahrungen von Frauen in fünf afrikanischen Ländern. Geschlechtsspezifische Gewalt nehme im Internet viele Formen an: „Beschimpfungen, Trolling, Doxing, Cyber-Bullying und so weiter“. Frauen würden aus virtuellen Diskussionen ausgeschlossen, indem ihnen vermittelt werde, sie hätten dort nichts zu suchen, sie seien nicht gut, schön oder intelligent genug. „Das wirkt sich auf ihre seelische Gesundheit aus und führt dazu, dass sie sich selbst zensieren“, sagt Ayazika.

Der Mann steht vor einer Wand mit Fotos von Events der Organisation, er lächelt in die Kamera.
Phillip Ayazika, Programm-Manager bei Pollicy
Die drei Student*innen sitzen vor einem Laptop an ihrem Schreibtisch, sie schauen in die Kamera.
Die drei Digitalbotschafter*innen: Liz Naturinda (rechts), Esther Awor (Mitte), Titus Ngabirano (links)