Nordost-Nigeria: Überlebende von Gewalt und Vertriebene bekommen psycho-soziale Hilfe

Das Bistum Maiduguri bietet psychische Beratungen und wirtschaftliche Starthilfe an. Die Beratungen finden in Flüchtlingscamps, Stadtvierteln und Schulen statt.

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
7 Minuten
Mehrere Frauen sitzen auf Matten im Kreis um ein Mensch-ärgere-Dich-nicht Spielbrett. Die Frau, die dem Betrachter gegenübersitzt, lacht entspannt und ist offensichtlich beim Spielen ganz bei der Sache.

Sorgfältig stellen die Frauen ihre Flip-Flops vor die Matten, dann lassen sie sich dicht an dicht nieder. Rund 40 sind heute gekommen, für mehr hätte der Platz auch nicht gereicht. Martha Gabriel Tumba und ihre Kollegin Bilkisu Bambo warten ab, bis sich alle untereinander begrüßt haben. Dabei schauen die beiden Therapeutinnen aufmerksam hin, wie sich die Frauen auf dieMatten setzen, ob sich einzelne womöglich von den anderen abwenden, wer Blickkontakt meidet und wer Kontakt oder Nähe sucht.

Die Frauen treffen sich in einem Stadtviertel von Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno im Nordosten Nigerias. Die Sicherheitslage dort ist schlecht, seit die islamistische Miliz Boko Haram vor 14 Jahren begann, die Bevölkerung angeblich im Namen des Islam zu terrorisieren und gegen die nigerianische Armee zu kämpfen. Inzwischen sind im Nordosten Nigerias nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 2,3 Millionen Menschen auf der Flucht vor der Gewalt. Hier wie im weiter südlich gelegenen Plateau State, wo an Weihnachten rund 160 Menschen von bewaffneten Milizionären ermordet wurden, verlieren die Menschen, die mit dem Leben davonkommen, ihre Heimat und ihre Lebensgrundlage.

Frauen sitzen dicht gedrängt zusammen, einige auf dem Boden. Die meisten blicken ernsthaft, viele bedrückt.
Frauen beim Treffen einer Gruppe zur psycho-sozialen Untertstützung in Maiduguri im Nordosten Nigerias.
Im Vordergrund das Porträt einer Frau, die recht selbstbewusst und mit einem angedeuteten Lächeln in die Kamera schaut. Im Hintergrund sind verschwommen weitere Frauen zu sehen, die zusammen auf dem Boden sitzen.
Die 40-jährige Naomi Ayuba hat von der psychologischen Unterstützung durch die JDPC sehr profitiert.
Das Foto zeigt die Klasse von hinten, Mädchen und Jungen sitzen getrennt, die Jungen tragen weiße Hemden, die Mädchen violett karierte Umhänge, die auch die Haare bedecken. Vor der Tafel, das Gesicht zu Klasse und Betrachtenden, stehen weitere Jungen und Mädchen neben Erwachsenen. Der Klassenraum ist dicht besetzt, die Bausubstanz wirkt heruntergekommen, einige Platten der Deckenverkleidung haben sich schon gelöst.
Ein sogenannter „Club für die psychische Gesundheit“ von Schülerinnen und Schülern. Mitarbeiter*innen der Diozöse kommen in die Klassen, sprechen mit den Kindern und Jugendlichen über psychische Belastungen und was hilfreich sein kann.
Ein Mann im Kollar, also einem schwarzen Hemd mit weißem Kragen hinter einem Schreibtisch, der nach Arbeit aussieht: Er ist voller Unterlagen, im Hintergrund sind ein Drucker und ein Aktenschrank zu sehen. Der Priester lächelt, blickt freundlich in die Kamera.
Pater Joseph Bature in seinem Büro im Bistum von Maiduguri im Nordosten Nigerias. Er hat ein niedrigschwelliges Programm zur psychischen und sozialen Unterstützung aufgebaut.
Der Pater trägt eine Arbeits-Weste mit vielen Taschen, ein weißes T-Shirt und Jeans. Er wirkt dynamisch, zupackend und zeigt auf eine Hütte aus Strohmatten, links davon eine Hütte aus Wellblech.
Pater Joseph Bature vor einer der einfachen Hütten, in denen psychologische niedrigschwellige psychologische Beratungen stattfinden können – wenn jemand einen privaten Raum braucht und sich für das Gespräch von der Gruppe zurückziehen möchte.