Interview: Wie Terrorismus und Zensur Pressefreiheit in Nigeria untergraben

Die Pressefreiheit ist in der nigerianischen Verfassung verankert. Doch in der Realität existiert sie nur auf dem Papier. Nigeria ist berüchtigt für ungestrafte Angriffe auf Journalistïnnen und gehört zu den gefährlichsten Ländern für die Ausübung des Berufs. Eric Ojo lebt und arbeitet in der Hauptstadt Abuja. Er erzählt von erschreckenden Erlebnissen – und warum er trotzdem keinen anderen Beruf haben möchte.

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
7 Minuten
Der nigerianische Journalist Eric Ojo im Gespräch mit einer Journalistin. Sie sitzen sich an einem Tisch gegenüber, dem Publikum zugewandt, im Hintergrund eine Projektion mit der Aufschrift „Meet The Artists“

Seit 1999 schreibt der Journalist Eric Ojo für Publikationen in Nigeria, zuletzt als Redakteur bei African Examiner Online, einer der ersten webbasierten Medienplattformen in Afrika. Seine Berichterstattung über Terrorismus, Kriminalität und Menschenrechtsverletzungen führten zu Einschüchterungsversuchen und sogar Todesdrohungen. Einschränkungen der Pressefreiheit haben seine Arbeit zusätzlich belastet.

Zuflucht fand Ojo im vergangenen Jahr von September bis Dezember in der kalifornischen Künstlerresidenz Villa Aurora als Feuchtwanger Fellow. Die Villa vergibt dieses Stipendium in Zusammenarbeit mit Reporter ohne Grenzen und der Feuchtwanger Memorial Library an Schriftstellerïnnen und Journalistïnnen, die sich für die Wahrung der Menschenrechte engagieren oder in ihrer freien Meinungsäußerung beeinträchtigt sind. Weltreporterin Kerstin Zilm traf Eric Ojo zu einem Gespräch in der Villa Aurora und hat ihn zuerst gefragt, warum er überhaupt Journalist geworden ist.

Eric Ojo: Das war eine Kombination aus Talent fürs Schreiben, Hunger nach Informationen, Leidenschaft für Wahrheit und soziale Gerechtigkeit sowie Abenteuerlust. Als Teenager war ich neugierig und fasziniert, wenn ich Nachrichtensprecher im Fernsehen sah oder Zeitungsartikel las. Das hat mich inspiriert, Massenkommunikation zu studieren, und zwar an der University of Nigeria, der ersten Schule in meinem Land, die dafür einen Abschluss verlieh. Ich kann ehrlich sagen, dass ich Journalist geworden bin, weil es ein Beruf ist, der Gesellschaften positiv verändern kann.

Portrait des nigerianischen Journalisten Eric Ojo, in die Kamera schauend, leicht lächelnd, blaues T-Shirt
Eric Ojo arbeitet seit mehr als 20 Jahren für nigerianische Medien und beklagt den Mangel an Pressefreiheit im Land
Die Künstlerresidenz Villa Aurora, eine mehrstöckige, verwinkelte Villa im spanischen Stil gebaut, mit Gruppen im Garten, die sich lebhaft unterhalten
Im Garten der Künstlerresidenz Villa Aurora treffen sich regelmässig Stipendiaten und Besucherinnen zu Workshops, Vorträgen, Konzerten und anderen Veranstaltungen.