Mit radikaler Hoffnung, Permakultur und Überzeugungskraft für das Klima

Hannah Moloney, Gründerin von Good Life Permaculture, begeistert sich und andere für alles, was wächst und den Klimawandel aufhalten könnte, auch in Australiens beliebtester Gartensendung.

13 Minuten
Hannah Moloney steht mit Gemüse im Garten ihres Hauses in der tasmanischen Hauptstadt Hobart. Ihr Weg das Klima zu schützen ist annstecken.

„Inzwischen sehe ich der Feuersaison jeden Sommer mit Furcht entgegen.“ Hannah Moloney zieht die Pforte zum Ziegenstall zu und blinzelt in die Morgensonne, im Melkeimer schwappen zwei Liter Milch. „Das war vor 15 Jahren nicht so.“ Die Australierin lebt an einem steilen Hang im Süden von Hobart, der Hauptstadt Tasmaniens. Tief unten funkelt der River Derwent, 180-Grad-Panorama, perfekt wie eine Postkarte: Dächer und Kirchtürme, kugelige braune Hügel, Brücken und Landzungen, die in die Tasmansee hinaus führen. Ihre Toggenburger Ziegen Gerty und Jilly ignorieren den Traumblick und kauen Grünzeug zum Frühstück, in den Beeten zwischen Stall und Werkstatt wachsen Brokkoli, Tomaten und Äpfel. Ihr altes Holzhaus hat die Australierin mit ihrem Mann in fröhlichem Pink gestrichen, passend zu ihren langen, derzeit rosa gefärbten Haaren und einem breiten Lächeln, das selten aus ihrem Gesicht weicht. Die 40-Jährige ist keine ängstliche Frau, im Gegenteil. Doch angesichts der wachsenden Intensität und Häufigkeit von extremen Bränden, Stürmen und Überschwemmungen in ihrem Land wird selbst optimistischen Australierinnen wie ihr zuweilen mulmig zumute. Erst recht seit der so beispiellosen wie katastrophalen Waldbrandsaison 2019/2020, die als Black Summer in die Geschichte einging.

Moloney lässt sich von der Klimakrise dennoch nicht überwältigen. Die bedrohliche Situation hat sie eher darin bestärkt, weiterhin die Welt zu retten, jeden Tag ein bisschen. Als 18-Jährige hat sie vom Abholzen bedrohte Regenwälder besetzt, inzwischen wählt sie für den Klimakampf andere Wege. Sie lebt ihre Überzeugungen und arbeitet täglich an einer Umwelt, die weniger Energie braucht: in ihrem eigenen Leben, in ihrem Permakultur-Designbetrieb “Good Life” und ihrem gleichnamigen Blog, vor allem aber, indem sie ihr Wissen weitergibt und andere durch ihr Beispiel und mit ihrem Enthusiasmus ansteckt, auch in der TV-Sendung Gardening Australia. Ihre Erfahrung: „Australier lassen sich nicht gerne sagen, was sie falsch machen oder darüber belehren, was sie besser machen sollten – vielleicht gilt das auch anderswo“, sagt Moloney. „Zugleich erlebe ich, wie sehr sich Menschen durch positive Beispiele begeistern und mitziehen lassen. Das ist so viel kraftvoller, als zu predigen.“

Positiv nährender Aktionismus

Über einen schmalen Pfad bringt sie ihre Ziegenmilch zum Haus. Als sie ihr Stück Land 2012 kaufte, fiel der Unkrauthang so steil ab, dass sie ihn kaum überqueren konnte. Neun Jahre später hat sie das Land zu blühenden Terrassen kultiviert, eine kleine Permakulturfarm mitten in der Stadt aufgebaut. Hinter Permakultur, mitbegründet vom Australier David Holmgren, steckt die Idee, die Wechselbeziehung zwischen Menschen, Pflanzen, Tieren und der Erde zu stärken. „Es geht dabei um viel mehr als nur um nachhaltiges Gärtnern“, sagt Moloney, die das Prinzip als „eine Form des positiven, nährenden Aktivismus“ beschreibt. Sie sammelt die Eier aus dem Hühnerhaus und freut sich über lila-blau blühende Artischocken: „Zu spät zum Einlegen, jetzt sind sie nur noch Augenschmaus!“ Ihr Optimismus ist keine Naivität, sie sieht ihn eher als Notwendigkeit. „In der Klimawissenschaft gibt es nichts, das ‘Wischiwaschi’ ist“, sagt sie. „Die Situation ist unglaublich drängend.“ Natürlich könne man sich angesichts der alarmierenden Fakten auch frustriert in einer Ecke zusammenrollen. „Aber mich motiviert etwas, das Radical Hope genannt wird – radikale Hoffnung: Es könnte ja sein, dass das, was wir tun, um nachhaltiger zu leben, funktioniert, also müssen wir es wenigstens versuchen.“ Moloney schaut über die Stadt unten am Fluss und wird ernst: „Ich glaube nicht, dass wir Zeit haben, viel anderes zu tun als jeden Tag aktiv am Klimaschutz zu arbeiten.“

Eine Gruppe von langhalsigen, indischen Laufenten, sie bewohnen den oberen Teil des Gartens.
Die indischen Laufenten bewohnen den oberen Teil des Gartens.
Die violette Blüte einer Artischocke aus dem Garten von Hannah Moloney.
Eine blühende Artischocke aus dem Garten von Hannah Moloney.
In Moloneys Küche hängen getrocknete Kräuter aus dem Garten.
In Moloneys Küche hängen getrocknete Kräuter aus dem Garten.

Man könnte sich angesichts des Klimanotstands in einer Ecke zusammenrollen und verzweifeln – Oder wir können versuchen etwas zu ändern.

Hannah Moloney

Hannah Moloney steht neben ihren beiden Toggenburgern auf dem Sonnendeck über Hobart
Hannah Moloney mit ihren Toggenburgern auf dem Sonnendeck über Hobart
Hannah Molony sitzt im Stall auf einer Kiste und melkt eine braun-weiße Toggenburger Ziege.
Hannah Molony melkt im Stall frühmorgens ihre Ziege Gerty.
Hannah Moloney steht an einer Hecke in ihrem Garten in Hobart,
Hannah Moloney in ihrem Garten in Hobart, radikale Hoffnung hilft ihr angesichts des Klimanotstands den Mut nicht zu verlieren.
Hannahs kleine Tochter Frida Maria riecht im Garten in Hobart an einer lilafarbigen Salvia-Blüte
Hannahs Tochter Frida Maria riecht im Garten in Hobart an einer Salvia-Blüte
Das Cover des Buches The good Life. Ihrem ersten Buch hat Hanna Moloney den Untertitel gegeben: Wie man ein besseres Leben pflanzt bzw. wachsen lässt:
Ihrem ersten Buch hat Hanna Moloney den Untertitel gegeben:How to grow a better World – Wie man eine bessere Welt pflanzt bzw. wachsen lässt: