Mali: Übergriffe der Armee gegen die Bevölkerung

In ihrem Anti-Terrorkampf töten die malischen Sicherheitskräfte offenbar wahllos auch Zivilisten.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
10 Minuten
Es dämmert, ist fast dunkel. Am Horizont das Band der Straßenbeleuchtung auf der Brücke, die Lichter spiegeln sich im Wasser. Das Ufer und damit die Stadt liegen weitgehend im dunkeln.

Die Europäische Union hat diese Woche die praktische Ausbildung von Soldaten im westafrikanischen Mali gestoppt. An dem Ausbildungseinsatz war auch die Bundeswehrbeteiligt. Der EU-Außenbeauftragte Joseph Borrell sagte zur Erklärung für das Ende der EU-Ausbildungsmission, es gebe „keine ausreichenden Garantien“ dafür, dass die russische Söldnergruppe Wagner nicht in den Konflikt eingreife. Wagner sei verantwortlich für Geschehnisse, bei denen jüngst Dutzende Menschen getötet worden seien. Menschenrechtsorganisationen berichten schon seit Jahren von schweren Übergriffen der malischen Armee gegen die Bevölkerung. Das Land befindet sich seit 2012 in einer politischen und Sicherheitskrise.

Der junge Mann wirkt zerbrechlich. Das liegt nicht nur daran, dass seine schmal geschnittene schwarze Trainingshose schlabbert, als gäbe es darunter kaum einen Körper. Es liegt auch daran, dass er schon nach wenigen Sätzen zu weinen anfängt. Eine Pause oder gar den Abbruch des Gesprächs lehnt der junge Malier trotzdem ab, wenn auch unter Tränen. Er habe über das, was vor gut zwei Jahren vorgefallen sei, bisher noch nie sprechen können. Jetzt wolle er reden, trotz aller Angst. Und obwohl er es sicher nicht schaffen werde, in allzu viele Details zu gehen. Der Mann sitzt auf einer schmalen Holzbank in einer provisorischen Hütte, eher einem Unterschlupf. Draußen brennt die Sonne, es ist später Vormittag im westafrikanischen Mali, und heiß. Der Mann hat die schmalen Beine übereinandergeschlagen, krümmt den Rücken, stützt seinen Kopf in die Hände, oder verbirgt hinter ihnen sein Gesicht.

Kühe und Schafe sind auf einem Viehmarkt in Mali. Die Schafe liegen unter einer Überdachung aus Stroh und Ästen.
Auf dem Viehmarkt von Bamako hausen jetzt ein paar Dutzend Vertriebene.
Man sieht einen Pickup mit aufmontiertem Geschütz, auf den Bänken darum herum sitzen Blauhelm-Soldaten. Die Luft ist staubig, die Erde trocken. Im Hintergrund ist ein Flughafen zu sehen, eine Maschine zu einem guten Teil hinter dem Flughafengebäude verborgen.
Eine Patrouille der UN-Mission MINUSMA passiert den Flughafen von Gao im Norden von Mali
Auf dem Dach eines traditionellen Lehmhauses stehen zwei Männer mit Jagdgewehren. Sie tragen traditionelle Kleidung und Hüte aus grob gewebtem Stoff.
Zwei Mitglieder der Miliz Dana Ambassagou von der Volksgruppe der Dogon. Seit 2015 gab es vor allem zwischen Dogon und Fulbe immer wieder Konflikte.
Ein Mann Anfang 30, braune Baskenmütze, rosa-weiß-rot gestreiftes T-Shirt mit der (unpassend wirkenden) Aufschrift „fashion“. Er ist kräftig, seine Haltung wirkt fast angriffslustig.
Adama Ben Diarra gilt derzeit als einer der einflussreichsten Aktivisten in Mali. Die EU hat ihn – und andere – mit gezielten Sanktionen belegt. Der Vorwurf: Er behindere das zeitnahe Abhalten von Wahlen.
Im Anschnitt im Vordergrund eine Frau. Das Foto folgt ihrer Blickrichtung, leicht verschwommen im Hintergrund ein Redner mit erhobener Faust. Hinter ihm der Tisch, an dem die Organisatoren sitzen, und ein Techniker. Der Tisch ist mit der malischen Flagge drapiert, sie ist grün- gelb-rot gestreift.
Frauen und Männer lauschen an diesem Nachmittag den Rednern. Die sehr linke, sehr Frankreich-kritische, sehr Russland-freundliche Bewegung will ihren Einfluss weiter ausbauen.
Der Mann ist etwa Anfang 50. Er steht vor einem Plakat seiner Partei, von dem nur einzelne Buchstaben zu lesen sind. Er guckt direkt in die Kamera, lächelnd und mit glänzenden Augen.
Boubacar Bocoum hat kürzlich eine Partei gegründet. Er ist glühender Anhänger der militärischen Übergangsregierung und scharfer Kritiker Frankreichs.