Çağla Ilk erfindet in Venedig das Kuratieren als offene Erzählung neu

Auf der Biennale von Venedig zeigt Çağla Ilk im Deutschen Pavillon, wie Theater, Musik, Literatur, Kunst und Architektur ineinanderfließen können und zeitkritische Fragen nicht ausgespart werden.

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Brustbild einer schwarz gekleideten Frau mit dunklem, schulterlangem Haar.

Die Biennale von Venedig ist neben der Documenta in Kassel eine der wichtigsten internationalen Ausstellungen weltweit. Wer den Deutschen Pavillon in den Giardini kuratiert, kann ein Statement zur Lage der Kunst abgeben und steht im Rampenlicht. Çağla Ilk, Ko-Direktorin der Kunsthalle Baden-Baden, sieht dem Tag der Eröffnung mit Anspannung entgegen. Ihr Pavillon-Konzept Thresholds spiegelt den außergewöhnlichen transkulturellen und transdisziplinären Ansatz ihrer Arbeit wider. Und hat viel zu tun mit ihrem Lebensweg, wie sich bei genauerer Betrachtung herausstellt.

Es sind nur noch wenige Wochen bis zur Eröffnung der 60. Biennale von Venedig und damit auch der diesjährigen Präsentation des deutschen Pavillons in den Giardini. Das Konzept ist grob umrissen, die Namen der beteiligten Künstler und Künstlerinnen bekannt. Nicht so klar ist, ob und was diesmal anders sein wird, denn die Kuratorin des Pavillons folgt keinen ausgetretenen Pfaden. „Ich bin sowieso ein Outsider“, sagt Çağla Ilk. „Am Theater haben sie gesagt, du kommst aus der bildenden Kunst, in der Kunstszene wurde gesagt, du kommst aus dem Theater. Ich habe hauptsächlich Architektur studiert, aber ich fühle mich überall zuhause.“

Lautsprecher als Skulptur platziert in einem lichten, leeren Ausstellungsraum.
Hören und sehen: Blick in die Sound-Art Ausstellung „Jan St. Werner – Space Synthesis“ in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden.
In violettes Licht getauchter Raum, der an ein antikes Bad erinnert.
„The Temple“ nannte der Theaterregisseur und Bühnenbildner Ersan Mondtag seinen Beitrag für die Ausstellung „Nature and State“ in der Kunsthalle Baden-Baden 2022.
Gebeamte Inschrift an den Stirnseiten eines in violettes Licht getauchten Raum.
Ersan Mondtag: „Things are always better than you think and worse than you hope for“.
Eine lange Tafel, gedackt wie ein Tisch, in deren Mitte eine Rinne, durch die Wasser fließt.
Gemeinsam der Farbe auf den Grund gehen: Sarkis Atelier für seinen Aquarell-Workshop in der Kunsthalle Baden-Baden.