Reparieren statt produzieren: Ist „Postwachstum“ mehr als eine Utopie?

Höher, weiter, schneller: Unser Wirtschaftssystem basiert auf stetigem Wachstum – oft zu Lasten von Umwelt und Mensch. Manche Unternehmen machen da nicht mehr mit.

4 Minuten
Pflanzentriebe sprießen aus einem Haufen Münzen

Glänzende Metallgestänge, bunte Schnüre, Rollen und Armlehnen: In einer Fabrikhalle im schwäbischen Forchtenberg suchen sich Mitarbeiterinnen die Materialien zusammen, aus denen sie ein neues Produkt bauen.

In Handarbeit wickeln sie Kunststoffschnüre um Metallrohre, sodass eine glatte Fläche entsteht. Das Ergebnis: eine neue Sitz-Liege, wie sie hundertfach auf Kreuzfahrtschiffen, in Kurkliniken oder in privaten Gärten steht.

Erfolgreich ohne Wachstum

Dass hier ökonomische Rebellïnnen am Werk sind, bemerkt man zunächst nicht – und so will sich hier auch niemand verstehen. „Wir sind ein ganz normaler schwäbischer Mittelständler“, sagt Kai Henkel, der den Familienbetrieb Richard Henkel GmbH zusammen mit seiner Schwester Susanne Henkel führt.

Und doch verfolgen die beiden ein Konzept, für das sie lange belächelt wurden: Das Unternehmen hat sich vom Wirtschaftswachstum verabschiedet.

Trotzdem – oder wie die Henkels sagen würden: gerade deshalb – ist der Betrieb erfolgreich.

Kai und Susanne Henkel liegen auf ihren Badmöbeln
Die Geschwister Kai und Susanne Henkel setzen auf Nachhaltigkeit.
Spindeln mit bunten Plastikschnüren stehen in einer Fabrikhalle
Reparatur möglich: Mit diesen Plastikschnüren werden die Liegen bespannt—auch die alten aus den 1950er-Jahren.