„Strahlungsaktivität“ von Radioaktivität und Sprache: Zum Werk des Büchner-Preisträgers Lutz Seiler

Der in der ehemaligen DDR geborene Dichter, Essayist und Romancier verarbeitet Zeitgeschichte in großen Erzählungen über die Sehnsucht nach Freiheit.

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Schulterporträt mit zur Kamera gedrehtem Kopf eines Mannes mit dunklem und an den Rändern ergrautem Haar.

Manche verdrehen die Augen, andere lieben ihn. Lutz Seiler schreibt nahezu schmerzhaft realistisch in einem zeitlosen Grundton, von dem man sich angezogen fühlen kann oder auch nicht. Krasse Realität, etwa die der Lebensbedingungen von Hausbesetzern in seinem Roman „Stern111“, der Dreck, die Dunkelheit, das Elend sind durchpulst von Leben. Eine zarte Liebesgeschichte entspinnt sich kühl, kristallin, ohne erwartbare Rituale. Lutz Seiler ist, auch wenn er Prosa schreibt, Lyriker. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat ihm den Georg-Büchner-Preis 2023 zugesprochen. Das ist nicht nur für die Kulturwelt eine gute Nachricht.