Gesundheit: Alles Wichtige zum Stand der geplanten Krankenhausreform in Deutschland

Bund und Länder ringen um die geplante Krankenhausreform. Viele Menschen fragen sich: Wird durch die Reform wirklich vieles besser oder verschlechtert sich vielleicht sogar die medizinische Versorgung?

vom Recherche-Kollektiv Plan G:
9 Minuten
Zwei Pfleger:innen schieben ein Bett über einen Krankenhausflur. Foto zeigt die Szene verschwommen und mit blauem Filter

Warum ist eine Krankenhausreform nötig?

Dass es mit den Krankenhäusern in Deutschland nicht optimal läuft, ist schon lange klar. Fachleute bemängeln unter anderem, dass im Vergleich zu anderen europäischen Ländern die Krankenhäuser in Deutschland sehr hohe Kapazitäten haben – oder anders ausgedrückt: Es gibt zu viele Betten. Zu große Behandlungskapazitäten vorzuhalten, kostet eine Menge Geld und gleichzeitig fehlt oft das dafür nötige Pflegepersonal. Außerdem werden in Deutschland überdurchschnittlich viele Patient:innen im Krankenhaus behandelt und bleiben relativ lange dort. Die Crux dabei: Wenn eine Krankheit in einer Arztpraxis oder in einem Medizinischen Versorgungszentrum genauso gut behandelt werden kann, ist das für das Gesundheitssystem deutlich billiger als eine Behandlung im Krankenhaus.

Das deutsche Krankenhaus-System gilt auch als nicht besonders effizient. Denn häufig bieten Krankenhäuser, die nah beieinander liegen, die gleichen Leistungen an. Auf der anderen Seite müssen aus Geldnot immer wieder ganze Abteilungen schließen, zum Beispiel für Geburtshilfe. Das macht die Situation für Schwangere in manchen Regionen sehr schwierig.

Dazu kommt: Die Qualität der Behandlung ist nicht in jedem Krankenhaus gleich. Fachleute weisen schon länger darauf hin, dass es zu nachweislich besseren Ergebnissen führt, wenn Ärzt:innen und Pflegepersonal viel Erfahrung mit einer bestimmten Behandlung haben. Spezialisierte Kliniken schneiden gerade bei komplexen Behandlungen besser ab als kleine Kreiskrankenhäuser. Bisher gibt es aber nur in wenigen Bereichen Vorschriften, welche Behandlungen eine Klinik durchführen darf. Das heißt: Einige Kliniken bieten bestimmte Therapien an, obwohl sie damit noch nicht viel Erfahrung haben.

Gleichzeitig geht es vielen Krankenhäusern in Deutschland finanziell nicht besonders gut. Ein wichtiges Problem dabei: Ihre Einnahmen bestehen fast ausschließlich aus dem Geld, das sie von den Krankenkassen für die Behandlung von Patient:innen bekommen, den sogenannten Fallpauschalen. Die sind aber eigentlich nur für die laufenden Kosten, etwa Medikamente, Material oder Energiekosten gedacht. Doch manchmal sind auch Neubauten, Erweiterungen oder neue Geräte nötig. Für solche Investitionskosten sollen eigentlich die Bundesländer aufkommen. In den letzten drei Jahrzehnten haben sie jedoch ihre Verpflichtungen häufig mit dem Argument vernachlässigt, dass die Kliniken effektiver wirtschaften sollen. Nach Berechnungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft zahlten die Länder 2019 mit gut drei Milliarden Euro nur die Hälfte dessen, was eigentlich gebraucht wird.

Doch die Finanzierungslücke wird auch dadurch größer, dass die Einnahmen durch Fallpauschalen nicht im gleichen Maße wachsen wie die Ausgaben, die für Krankenbehandlungen nach Fachstandards nötig sind. Und dabei ist der Faktor Inflation noch nicht einmal berücksichtigt.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will alle diese Probleme mit einer grundlegenden Krankenhausreform angehen: Kliniken sollen unter anderem nicht mehr gezwungen sein, massenhaft Behandlungsfälle abzurechnen, um über die Runden zu kommen. Über viele Details der Reform diskutieren Bund und Länder jedoch intensiv – und das nun schon seit Monaten. Warum?