Warum sind Rezepte für Medikamente nicht immer rosa, sondern auch grün, blau oder gelb?
Wer trägt die Kosten? Wie lange gilt die Verordnung? Die Farbe des Rezept-Formulars verrät es.

Rezepte sind ganz allgemein die Voraussetzung dafür, dass die Apotheke verschreibungspflichtige Arzneimittel überhaupt abgeben darf. Und in manchen Fällen hilft das Rezept dabei, die Behandlung sicherer zu machen.
Wenn Arzt oder Ärztin für gesetzlich Versicherte ein Rezept für ein Arzneimittel ausstellen, ist das Papier allerdings nicht immer rosa, sondern es kann auch mal blau, grün oder gelb sein. Warum eigentlich? Kurze Antwort: Es hat damit zu tun, wer die Kosten für das Medikament trägt und wie lange die Verordnung gültig ist.
Was ist wichtig zu wissen, um sich im Alltag nicht über überraschende Kosten oder abgelaufene Rezepte zu ärgern?
Kassenrezept: Rosa Formular
A6 quer auf einem rosafarbenen Vordruck: Das ist der wohl häufigste Fall für Arzneimittel-Verordnungen, auch „Kassenrezept“ genannt.
Wer zahlt? Wenn Arzt oder Ärztin ein Medikament auf einem rosa Formular verordnen, heißt das: Grundsätzlich übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten. Allerdings können Zuzahlungen und eventuell Mehrkosten anfallen.
Wie lange gültig? Grundsätzlich sind Kassenrezepte 28 Tage gültig. Bei späterer Einlösung übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nicht mehr. Dann gilt das rosa Formular als Privatrezept (siehe unten). Allerdings gibt es bei Kassenrezepten auch einige Sonderfälle.

Kassenrezept Ausnahme 1: Das Entlassrezept
Um die Behandlung mit Medikamenten direkt nach einem Krankenhaus-Aufenthalt zu erleichtern, gibt es seit einiger Zeit das sogenannte Entlassrezept. Zu erkennen ist es daran, dass quer über das Namensfeld das Wort „Entlassmanagement“ gedruckt ist.
Das Entlassrezept soll dafür sorgen, dass Menschen, die etwa Freitag um 12 Uhr aus der Klinik entlassen werden, nicht über das Wochenende ohne Medikamente dastehen oder zum Notdienst müssen, weil die Hausarztpraxis bereits geschlossen ist.
Wer zahlt? Es gelten grundsätzlich die gleichen Regeln wie beim normalen Kassenrezept. Nötig ist das Sonderformular weil die Abrechnung mit den Krankenkassen im ambulanten Bereich, also zum Beispiel der Hausarztpraxis, anders funktioniert als im stationären Sektor, also etwa Krankenhäusern. Deshalb durfte vorher ein Krankenhaus nicht einfach ein Rezept für die ambulante Weiterbehandlung ausstellen.
Wie lange gültig? Das Entlassrezept ist nur sehr eingeschränkt gültig, nämlich drei Werktage. Wenn das Rezept am Freitag ausgestellt wurde, ist es also nur bis einschließlich Montag in der Apotheke einzulösen.
Kassenrezept Ausnahme 2: Rezepte für die Wirkstoffklasse der Retinoide
Arzneimittel mit dem Wirkstoff Isotretinoin oder ähnlichen Substanzen sind für die Behandlung verschiedener Hauterkrankungen zugelassen. Weil die Medikamente bei versehentlicher Einnahme in der Schwangerschaft zu schweren Fehlbildungen führen können, gelten für Frauen im gebärfähigen Alter besondere Sicherheitsvorschriften.
Wer zahlt? Es gelten grundsätzlich die gleichen Regeln wie beim normalen Kassenrezept.
Wie lange gültig? Damit die Sicherheitsvorkehrungen besser eingehalten werden, sind Rezepte für solche Medikamente nur sechs Tage nach der Ausstellung gültig.
Betäubungsmittel-Rezept: Gelbes Formular
Medikamente mit besonderem Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial wie starke Schmerzmittel oder bestimmte Psychopharmaka werden besonders streng kontrolliert. Deshalb dürfen Ärztinnen und Ärzte sie in der Regel nur auf einem besonderen Rezept-Formular verordnen. Ein Betäubungsmittel-Rezept ist gelb und besteht anders als das rosa Formular aus drei Durchschlägen für eine lückenlose Dokumentation. Patient:innen erhalten davon allerdings nur zwei, da ein Teil in der Arztpraxis verbleibt.
Wer zahlt? Für gesetzlich Versicherte gelten die gleichen Regeln für die Kostenübernahme wie bei rosa Kassenrezepten.
Wie lange gültig? Betäubungsmittel-Rezepte müssen innerhalb von sieben Tagen nach der Ausstellung eingelöst werden.

T-Rezept: Weißes Formular
Noch stärker als Retinoide können drei Wirkstoffe zur Behandlung des Multiplen Myeloms (einer bestimmten Art von Blutkrebs) bei Schwangeren zu Fehlbildungen des Babys führen: Dazu gehören Lenalidomid, Pomalidomid und Thalidomid (früher unter dem Namen „Contergan“ bekannt). Deshalb ist die Verordnung nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und mit einem besonderen Rezept-Formular („T-Rezept“) möglich. Es ist weiß und besteht aus zwei Durchschlägen.
Wer zahlt? Für gesetzlich Versicherte gelten die gleichen Regeln für die Kostenübernahme wie bei Kassenrezepten.
Wie lange gültig? T-Rezepte müssen innerhalb von sechs Tagen nach der Ausstellung eingelöst werden.

OTC-Rezept: Grünes Formular
Das Grüne Rezept ist nicht nötig, um nicht-verschreibungspflichtige Medikamente in der Apotheke zu kaufen. Manche Ärzt:innen nutzen es aber, um Patient:innen ein bestimmtes Arzneimittel für die Selbstmedikation zu empfehlen, auch wenn das Mittel nicht zum gesetzlichen Leistungskatalog der Krankenkassen zählt.
Wer zahlt? Gesetzlich Versicherte müssen die Kosten für Medikamente auf dem grünen Rezept zunächst selbst tragen. Bei manchen gesetzlichen Krankenkassen gibt es Sonderregelungen im Rahmen von Satzungsleistungen. Steuerlich können die Kosten unter Umständen als „außergewöhnliche Belastungen“ geltend gemacht werden.
Wie lange gültig? Grüne Rezepte sind grundsätzlich unbefristet gültig. Wenn darauf doch ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel verordnet ist, gilt das Grüne Rezept als Privatrezept mit der entsprechenden Frist (siehe unten). Wenn die Krankenkasse die Kosten ganz oder teilweise im Rahmen von Satzungsleistungen (s.o.) trägt, können ebenfalls Fristen einzuhalten sein.

Privatrezept: Auch ohne Formular
Ein Medikament ist verschreibungspflichtig, aber gehört nicht zum gesetzlichen Leistungskatalog der Krankenkasse: Das ist der klassische Fall für ein Privatrezept. Gesetzlich Versicherte bekommen auf Privatrezept etwa die Pille zur Verhütung, die bei Frauen über 22 Jahren nicht von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt wird.
Oft verwenden Arztpraxen dafür ein blaues Formular, das ähnlich aufgebaut ist wie ein Kassenrezept. Solange alle erforderlichen Angaben enthalten sind, können Arzt oder Ärztin ein Privatrezept aber auf beliebigem Papier ausstellen.
Wer zahlt? Gesetzlich Versicherte müssen die Kosten für Medikamente auf Privatrezept selbst tragen.
Wie lange gültig? Privatrezepte müssen innerhalb von drei Monaten eingelöst werden.

E-Rezept: Mit oder ohne Papier
Perspektivisch soll die Verordnung von Arzneimitteln übrigens ganz ohne Papier funktionieren: mit dem E-Rezept. Zwar sind inzwischen viele Apotheken technisch so ausgerüstet, dass sich elektronische Verordnungen einlösen lassen, allerdings können noch nicht alle Arztpraxen E-Rezepte auf elektronischem Weg übermitteln. Bis dahin zirkulieren auch E-Rezepte mit QR-Codes in Papierform.
Zukünftig sollen per E-Rezept auch Wiederholungsverordnungen möglich sein: Über einen Zeitraum von einem Jahr können Patient:innen dann zwei- bis viermal Dauermedikamente über die Apotheke erhalten, ohne dafür in der Arztpraxis ein neues Rezept abholen zu müssen. Die gesetzlichen Regelungen für die Wiederholungsverordnung gibt es zwar schon seit ein paar Jahren, auf Papier wurde sie wegen Abrechnungsschwierigkeiten jedoch nie umgesetzt. Wann Wiederholungsrezepte elektronisch flächendeckend verfügbar sein werden, ist aktuell jedoch noch offen.