Kontroverse um Erneuerbare Energien: Schaden Windkraftanlagen dem Mikroklima?

In sozialen Medien kursieren viele Behauptungen dazu, dass erneuerbare Energie dem lokalen Klima schadet. Was sagen die Forscher dazu, die diese Phänomene bei Windturbinen untersuchen?

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Vier Windkraftwerke in einer weiten, von Wald geprägten Landschaft.

In vielen Regionen, in denen Solar- und Windparks entstehen sollen, brandet Investoren Widerstand entgegen. Oft wird dabei auch drohender Schaden für das Mikroklima als Argument vorgebracht, also ein negativer Einfluss auf Temperatur, Wind sowie die Feuchtigkeit von Luft und Boden in der Umgebung. In sozialen Medien kursieren Tausende von Posts, deren Urheber vorbringen, dass Solaranlagen ihre Umgebung austrocknen oder aufwärmen, und dass Windanlagen sogar Dürren auslösen könnten. Auf manchen Webseiten wird sogar behauptet, dass sehr große Windparks oder viele Windparks einen Effekt auf das globale Klima haben sollen.

„Der erstaunlichste Vorwurf, den ich bei einem Genehmigungsverfahren mitbekommen habe, war, dass Windanlagen an der Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners Schuld sind“, sagt Martin Dörenkämper vom Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES in Oldenburg. Ihm fällt auf, dass „dieselben Kreise, die bisher jeglichen Einfluss des Menschen auf das Klima geleugnet haben, jetzt immer öfter behaupten, der Klimawandel komme von Wind- und Solarenergieanlagen“.

Windveränderungen werden bei Planung untersucht

Was die Rotoren mit dem Wind machen, wird schon seit vielen Jahren intensiv erforscht, da dies für die Stromausbeute wichtig ist. So bauen Wissenschaftler des Fraunhofer IWES regelmäßig graue Kästen in der Landschaft auf, die einen dünnen Laserstrahl in den Himmel schicken.

Mit den unsichtbaren Lasern lassen sich kleinste Partikel in der Luft und deren Bewegung messen – und damit der Wind. Martin Dörenkämper, Gruppenleiter für Ertrags- und Standortanalyse am Institut, leitet das Projekt „X-Wakes“, benannt nach den Verwirbelungen hinter Rotoren. Mit der Kombination von Messungen und Modellen erkunden er und sein Team, wie sich der Wind vor, um und hinter den Anlagen verändert. „Bei der Planung von Windparks ist die Frage wichtig, ob und wie Anlagen sich gegenseitig Wind wegnehmen, denn das beeinflusst die produzierbare Strommenge erheblich“, sagt Dörenkämper.