Corona-Pandemie: Wie hoch ist die Corona-Welle wirklich?

Eine neue Studie leuchtet das Dunkelfeld der unerkannten Coronainfektionen in Deutschland aus. So blind, wie oft behauptet, steuert das Land demnach nicht durch die Pandemie. Aber was bedeutet das für die vierte Welle?

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Wenige rote Spielfiguren unter vielen blauen als Sinnbild für die Ausbreitung der Covid-19-Pandemie

Die vierte Welle lässt die Corona-Fallzahlen wieder steigen, während Millionen Deutsche noch keinen oder einen nachlassenden Impfschutz haben. Die Gesellschaft steht dem Erreger nur teilweise geschützt gegenüber.

Die Unsicherheit ist groß. Werden die Kliniken die erneute Belastung aushalten? Wird es nochmals viele Tausende Tote geben? Oder sind wir bereits so gut geschützt, dass der Staat auf kollektive Maßnahmen verzichten und die Verantwortung an den Einzelnen zurückgeben kann? Die Ansichten darüber gehen weit auseinander.

Ein wichtiger Unsicherheitsfaktor in dieser Pandemie ist die Zahl unentdeckter Infektionen. Infizierte bleiben oft ohne Symptome, daher machen sie keinen PCR-Test und tauchen nie in den Statistiken auf. Eine der bislang ungeklärten Fragen der letzten 18 Monate lautet: „Wie viele Menschen sind tatsächlich mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert? Wie hoch ist der Anteil der Dunkelziffer?“ Das Problem: Wenn diese Dunkelziffer die gemeldete Inzidenz um ein Vielfaches überstiege, könnte dies bedeuten, dass man die Schwere der Pandemie stark überschätzt. Denn der Anteil der Infizierten, die sterben, die intensive medizinische Betreuung brauchen oder an Long Covid leiden wäre viel kleiner als gedacht.

Neue deutsche Studie bringt mehr Licht ins Dunkelfeld

Um die Dunkelziffer auszuleuchten, machen Forscher so genannte Seroprävalenzstudien. Das heißt, sie untersuchen Blutproben einer repräsentativen Stichprobe der Bevölkerung nach Antikörpern, die nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 gebildet werden. Da bestimmte Antikörper über Monate in messbarer Konzentration im Blut verbleiben, zeigt ein solcher Test nicht nur akute Infektionen an, sondern auch vergangene. Es ergibt sich also ein Bild, wie weit sich das Virus im Verlauf der Pandemie in einer Bevölkerung ausgebreitet hat.