Als das Leben sterblich wurde

Wie die Evolution den Tod erfand, warum uns die Aussicht zu sterben schreckliche Angst einjagt und weshalb sich unser Gehirn mit der eigenen Endlichkeit so schwertut

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Das Schwarzweiß-Foto zeigt im Vordergrund einen mächtigen, schiefen Grabstein mit Kreuz darauf, im diesigen Hintergrund weitere Gräber, das alles eingefasst von einer Friedhofsmauer. Hinter der Mauer ragen Bäume ohne Laub auf und eine tief liegende, bedrohlich wirkende Wolkendecke überzieht den Himmel.

Anfangs hatte der Tod keinen Platz auf der Erde. Erst als Organismen komplexer wurden, hielt das Sterben Einzug ins Leben – und die Angst: Denn als sich Gehirne entwickelten, kamen auch Gefühle ins Spiel. Zusammen mit dem Bewusstsein seiner selbst und der Fähigkeit, in die Zukunft zu planen, ergab das beim Menschen eine dramatische Mixtur.

Auf einer bräunlichen, vertrocknet wirkenden Graslandschaft – im fernen Hintergrund eine Hügelkette – ist, von der Seite aufgenommen, ein Elefanten-Weibchen zu sehen, das den unteren Teil seines Rüssels auf den am Boden liegenden Körper eines toten Herdenmitglieds gelegt hat und in Andacht zu verharren scheint.
Auch Tiere trauern offenbar beim Anblick verstorbener Artgenossen, wie diese Elefantenkuh im Serengeti-Nationalpark in Tansania. Sie berührt ein totes Herdenmitglied zärtlich mit dem Rüssel
Das Gemälde zeigt drei schwarz gekleidete Figuren mit Totenschädel, die an hellen Tresen aus Holz hantieren, auf denen und vor denen zahlreichen Töpfe mit grünen Pflanzen und Blumen stehen. Die linke, von der Seite gezeichnete Figur benutzt eine Gießkanne, die im Zentrum ist von vorne dargestellt, hat Ihre Skelett-Hände vor der Brust gekreuzt und hält eine Blume. Eine dritte steht dahinter, mit dem Rücken zum Betrachter. Im Hintergrund sind ein sandiger Weg sowie Grünflächen mit Bäumen darauf dargestellt.
Für die meisten Menschen hat der Tod etwas höchst Bedrohliches. Der finnische Maler Hugo Simberg stellt die Vergänglichkeit in seinem Werk „Im Garten des Todes“ aus dem Jahr 1896 ohne Schrecken dar. Vielmehr sieht er den Garten als freundlichen, symbolischen Ort des Übergangs, von dem aus die Toten in den Himmel gelangen
Zu sehen sind acht grünbläuliche, gurkenförmige Strukturen, deren Oberfläche unregelmäßig gefurcht und mit Büscheln von Stacheln besetzt ist. Es sind Bakterien. Das vorderste, mittlere ist am größten dargestellt, die anderen umso kleiner, je weiter hinten sie im blassen, grünlila Hintergrund schweben.
Bakterien sind äußerst einfach konstruierte Lebewesen und so winzig, dass man sie nur unter dem Mikroskop sehen kann. Auch ihre Fortpflanzung ist simpel: Sie teilen sich einfach; aus einer Zelle werden zwei identische. Das geht immer so weiter und daher können Bakterien und andere Einzeller quasi ewig weiterleben.
Die dreidimensionale Illustration zeigt einen menschlichen Körper in rötlichen Farben, der von rechts angestrahlt wird und vor einem lilafarbenen Hintergrund mit weißlichen, unscharfen Einsprengseln schwebt. Der Embryo hat gut ausgebildete Arme und Beine mit Händen und Füßen, einen runden Kopf, auf dem Augen, Mund und Nase noch nicht ausgebildet, sondern nur angedeutet sind, und vom Bauch aus zieht sich eine Nabelschnur zum rechten Bildrand.
Wenn der Mensch sich fortpflanzen will, müssen zunächst Ei- und Samenzelle von Frau und Mann verschmelzen, danach wächst ein Embryo (hier eine 3D-Illustration) im weiblichen Körper heran, und schließlich wird ein Baby geboren. Die alternden Körper der Elterngeneration aber sind – früher oder später – dazu verdammt zu sterben
Das Foto zeigt das Gesicht und die Schulter einer jungen Frau vor schwarzem Hintergrund, der eine von hinten kommende Hand den Mund zuhält. Ihre Augen sind vor Schreck geweitet, die Stirn ist tief gefurcht vor Überraschung und Angst.
Angst ist eine natürliche Reaktion des Körpers, die uns angesichts einer Bedrohung dazu verhelfen soll, alle Kräfte zu mobilisieren, um der tödlichen Gefahr zu entkommen. Das kann uns viele Male retten – doch am Ende eines jeden Lebens behält der Tod die Oberhand
Das Foto zeigt eine hell strahlende Vollmondscheibe in dunkler Nacht. Sie steht nur wenig über dem Horizont, von dem die schwarzen, kahlen Äste einiger Bäume und Sträucher hochstehen und zum Teil den unteren Rand der Mondscheibe überragen. Am dunklen Himmel um die Scheibe herum zeichnen sich vom Licht des Mondes angeleuchtete, horizontale Wolkenstreifen ab.
In manchen Schöpfungsmythen gilt der Mond als Symbol für Tod und Auferstehung. Fast immer strahlt eine bleich vom Licht des Gestirns erhellte Nacht etwas Unheimliches aus. Und viele Menschen gemahnt eine solche Mondnacht an die eigene Vergänglichkeit
Über der Silhouette einer Bergkette türmen sich mächtige Wolkenformationen, links düster und grau, rechts heller und ein Stück Himmel frei lassend. In der Mitte erinnern die Wolken ein wenig an ein riesiges Maul, das den freundlichen blauen Himmel rechts zu verschlingen droht.
Die Natur, so müssen wir Menschen erkennen, ist stärker als wir und hat manchmal etwas Bedrohliches an sich. Völlig machtlos sind wir dem Tod gegenüber – und das macht uns als Wesen, die gerne alles kontrollieren wollen, Angst
Der Ausschnitt dieses Gemäldes zeigt den fast weißen, unverhüllten Oberkörper einer jungen Frau, die der Tod von hinten packt, dargestellt in düsteren gelblichen Farben. Mit den Zähnen seines Totenschädels will er ihr offenbar einen Kuss aufzwingen, greift mit der einen Hand in ihre Seite, mit der anderen in ihre langen, kastanienbraunen Haare. Die Frau hat ihren Kopf nach hinten geworfen, blickt verzweifelt nach oben, der Mund ist angeekelt heruntergezogen.
Die Schönheit nackter Menschen, insbesondere von Frauen, darzustellen, war eines der Lieblingsmotive des Renaissance-Künstlers Hans Baldung Grien. In manchen Bildern stellte er sie in Kontrast zur Bedrohung durch den unausweichlichen Tod – wie hier in „Der Tod und die Frau“ (um 1517; Ausschnitt). Unerbittlich packt und bedrängt der Tod die verzweifelte Schöne, die offenbar um ihr Schicksal weiß

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