Über die Entdeckung des Vogelzugs durch den Pfeilstorch – und wie man bei Themenaufrufen punktet

Im History-Podcast Über Geschichte geht es in der dritten Folge um einen Vogel. Der Rostocker Pfeilstorch läutete 1822 einen wissenschaftlichen Paradigmenwechsel ein.

vom Recherche-Kollektiv Über Geschichte: ,
2 Minuten
Storch mit Pfeil im Hals

Der Pfeil in seinem Hals war 80 Zentimeter lang. Und er stammte aus Afrika. Wissenschaftler beugten sich 1822 über den Storch und stellten sich ernsthaft die Frage: Sollte es tatsächlich so sein, dass die Vögel im Winter nicht einfach nur verschwinden, sondern ins Warme fliegen?

Im Mai 1822 schießt der Reichsgraf von Bothmer einen Storch von seinem Scheunendach. Es ist nicht der erste Anschlag auf das Laben des Storchs. In seinem Hals steckt schon ein Pfeil.

Genau diesen Pfeil möchte Bothmer sich ansehen. Wie kommt ein Storch an einen Pfeil und warum stirbt er daran nicht? Als sie den Pfeil untersuchen, wird es noch rätselhafter. Das feste, feine Holz und die ovale Spitze stammen nicht aus Europa. Pfeil und Spitze werden mit anderen verglichen und schließlich dem Osten Afrikas zugeordnet. Was zum Teufel macht ein afrikanischer Pfeil in einem mitteleuropäischen Storch?

Selbst wenn wir uns die Geschichte mit heutigem Wissen über den Vogelzug ansehen, ist sie erstaunlich. Da fliegt ein Vogel mit einem Pfeil im Hals, der fast länger ist als er selbst, wochenlang übers Meer, kommt an und macht sich an den Nestbau. Dass er nach der Strapaze von einem neugierigen Scheunenbesitzer vom Dach geschossen wird, ist freilich eine böse ironische Wendung der Geschichte.

Wissenschaftshistorisch war der erste bekannte Pfeilstorch eine Sensation: Er war der erste Beweis, dass die Vögel im Winter ins Warme fliegen. Einzelne Beobachter hatten so etwas zwar schon geahnt, sicher sein konnten sie sich nicht. Außerdem gab es eine Menge spannende Theorien: Manche dachten, die Vögel gingen in die Sümpfe, andere waren sich sicher, sie verwandeln sich im Winter in Mäuse oder Freimaurer.

Carolas Artikel ist im Magazin Science Notes zum Thema Reisen erschienen. Wie immer geht es auch dieses mal um ein journalistisches Metathema: Wie komme ich als freie Journalistin bei Themen-Aufrufen zum Zug.

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