Freiheit und Gleichheit: Wie Madeleine de Scudéry hochmoderne Salonideen in ihren Romanen versteckte

Im 17. Jahrhundert spielten Literatur, Theater und Ballett eine große Rolle. Ludwig der XIV. liebte und förderte Kultur. Aber es gab nicht nur Kunst am Hof. Die Romane der Salondame Madeleine de Scudéry gehören zur barocken Subkultur der Zeit. Warum sie modern, voll von gesellschaftlichem Sprengstoff und zu Unrecht vergessen sind, erzählen Carola Dorner und Tobias Sauer in der neunten Folge des History-Podcasts Über Geschichte.

vom Recherche-Kollektiv Über Geschichte: ,
2 Minuten
Allegorische Landkarte

Freie Gattenwahl, Religionsfreiheit, Gleichberechtigung der Stände: Im Frankreich des Sonnenkönigs waren diese Forderungen Dynamit. Sie alle finden sich in den Romanen der Salonschriftstellerin Madeleine de Scudéry. In der neunten Folge des History-Podcasts Über Geschichte geht es um eine heute verkannte Barock-Autorin und um das journalistische Thema Spezialgebiete. Warum es manchmal schwieriger ist, über Themen zu schreiben, bei denen wir uns sehr gut auskennen.

Madeleine de Scudéry fiel aus dem Rahmen. Weil ihre Eltern früh starben, wurde sie von einem Onkel gemeinsam mit ihrem Bruder erzogen – wie ein Junge. Kein Wunder, dass sie sich nicht einfügte in die klassische Frauenrolle. Sie zog aus der Provinz nach Paris, besuchte die Salons, machte selbst einen Salon auf und schrieb Romane, die es in sich hatten.

Die Schriftstellerin Madeleine de Scudéry
Madeleine de Scudéry: Salondame und Schriftstellerin

Kritik am König, versteckt im Spiel mit Literatur

Versteckt in eine Abenteuerhandlung fanden sich politische Forderungen, verschlüsselte Porträts, Ideen und Gespräche aus den Samedis, ihren Salontreffen. Die Romane, die im Grunde verschlüsselte Salonchroniken waren, wurden Bestseller. Madeleine de Scudéry konnte als erste Frau von der Schriftstellerei leben.

Der Artikel von Carola Dorner ist erschienen bei Spektrum der Wissenschaft.

Wer sich nach Podcast und Lektüre mit dem Texten und Ideen von Madeleine de Scudéry beschäftigen möchte, findet ein paar markante Kostproben versteckt in einem Reclamband, in der zweisprachigen Ausgabe von Molières Les Précieuses Ridicules.

Die nicht lächerlichen Preziösen

Gut versteckt wurden die besten Gedanken von Madeleine de Scudéry schon immer. Das passt also in die Tradition. Übersetzt und herausgegeben wurde der Text von Renate Baader, die das Molière-Drama und einige Texte von Madeleine de Scudéry zusammenführt. Um es schon mal vorwegzunehmen: Beide gewinnen dabei: Molière und Scudéry.

Abonniert den Podcast „Über Geschichte“, um keine Folge zu verpassen. Ihr findet ihn bei Spotify, Apple Podcasts und überall sonst, wo es Podcasts gibt!

VGWort Pixel