Ist es wichtig, ob Patienten „mit“ oder „wegen“ Covid-19 in die Klinik kommen?

Wegen der Masse an Omikron-Infektionen erhalten Klinikpatienten eine Covid-Diagnose oft nebenbei. Doch zur Nebensache wird die Pandemie dadurch nicht.

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Ärzte untersuchen eine Coronavirus-Patientin. Das medizinische Personal befindet sich auf der Intensivstation. Sie arbeiten im Krankenhaus während COVID-19.

Corona hat in den letzten Monaten etwas an Schrecken verloren – durch die Impfung und durch die etwas mildere Variante Omikron. Eine Folge davon: Die Inzidenz verliert an Bedeutung als Kompass für den Kurs durch die Pandemie. Sie war es lange Zeit, weil sie früh vor einer nahenden Überlastung der Kliniken warnte – der eigentliche Grund für Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche.

Wenn die Krankheit Covid-19 nun aber weniger schwer verläuft, so die Überlegung, dann reiche es aus auf die Zahl der Klinikeinweisungen zu schauen, um noch rechtzeitig vor deren Überlastung mit Maßnahmen wie Maskenpflicht oder 2G zu reagieren.

Doch diese Politik hat einen Nebeneffekt, der es schwerer macht, die Belastung der Kliniken überhaupt zu messen. Bei Inzidenzen im Tausender-Bereich sind Millionen von Deutschen gleichzeitig infiziert – das RKI zählte teils mehr als vier Millionen aktive Fälle, Dunkelziffer nicht mitgerechnet. Das bedeutet, dass auch unter Menschen, die aus anderen Gründen als Covid-19 in eine Klinik eingewiesen werden, viele Corona-Infizierte sind.

Wie häufig ist Covid-19 als Gelegenheitsdiagnose?

So debattiert Deutschland nun munter, ob sich die Kliniken nicht mit Patienten füllen, die „mit“ statt „wegen“ Corona hospitalisiert werden. Der Bonner Virologe Hendrik Streek forderte in einer Talkshow, einen Grenzwert für die Überlastung der Kliniken zu definieren, und dabei zu berücksichtigen, wie viele Patienten „wegen“ Covid-19 eingewiesen würden. Bei diesem Argument schwingt indes mit, zufällige Coronadiagnosen seien vernachlässigbar. Als plakatives Beispiel dafür dient oft das Unfallopfer, das in der Klinik positiv getestet wird.