Expeditionen in die Vergangenheit: Der Ethnologe als Prähistoriker

Leo Frobenius erforschte prähistorische Felsbilder und dokumentierte lokale Geschichten und Legenden als Beweis, dass Afrikas frühe Kulturen anderen Hochkulturen ebenbürtig waren

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Felsbild in Panoramaformat. Im Hintergrund sin zwei riesige weiße Elefanten zu sehen. Darüber verstreut sind Tiere und stilisierte Menschenfiguren zu sehen.

Vor kurzem wurde die Ausstellung „Der Urknall der Kunst. Moderne trifft Vorzeit“ im Hessischen Landesmuseum Darmstadt verlängert. Aber nur bis 9. Juli. Immerhin noch eine Woche Zeit, um sich die spektakulären Felszeichnungen anzusehen, die Mitarbeiter*innnen des Afrikaforschers Leo Frobenius vor rund hundert Jahren angefertigt haben. Dabei handelt es sich um nachgeschaffene, minutiöse Kopien von prähistorischen Werken, wie etwa das monumentale, mehrfach überschriebene Bild in der Ruchera in Simbabwe, das Geschichten vom Leben von vor 2000 bis 30 000 Jahren erzählt.

Die Ausstellung zeigt den Einfluss der Höhlenmalerei auf die moderne Kunst. Pablo Picasso, Joan Miró, Paul Klee und Willi Baumeister waren fasziniert von den mit Ockerpigmenten auf die Höhlenwände gemalten Zeichen, Strukturen, Tier- und Menschendarstellungen. Lange vor ihnen begeisterte sich Leo Frobenius für die Zeugnisse der frühen Menschheit auf dem afrikanischen Kontinent. Für ihn war das „ein integraler Bestandteil der Menschheitsgeschichte“, sagt Richard Kuba vom Frobenius-Institut in Frankfurt. „Insofern hat er sich immer auf diesen Kontinent konzentriert, und hat Sprachen, Gebräuche, Riten, Gegenstände, Felsbilder, Felsbilder eben als die allerälteste visuelle Kommunikation der Menschen überhaupt, untersucht.“

Rast im Schatten eines bepackten Automobils. Auf dem Trittbrett in der Mitte ein älterer Mann, rechts von ihm eine junge Frau, links von ihm sitzt ein 40-Jähriger im Sand.
Leo Frobenius 1933 mit Ladislaus Almásy und der Zeichnerin Elisabeth Charlotte Pauli während einer Rast in der östlichen Sahara.
Das Felsbild zeigt nicht nur stehende oder laufende menschliche Figuren, sondern auch eine Reihe Schwimmer.
1934 kopierte Kathrin Marr im ägyptisch-lybischen Grenzgebiet die Felsbilder der der „Höhle der Schwimmer“, die durch den Film „Der englische Patient“ weltberühmt wurde.
Ein weißer, älterer Mann sitzt mit Stift und Papier in der Hand vor drei auf dem Boden sitzenden Männern.
Leo Frobenius (1873–1938) gab zu Lebzeiten 12 Bände mit Geschichten heraus, die er auf seinen Expeditionen gesammelt hatte. Noch 1980 erschien eine Auswahl unter dem Titel „Schwarze Sonne Afrika“.