Gesundheit mit System

Vom nützlichen Fitnesstracker bis zur vorbeugenden Wirkung einer intakten Umwelt: wovon die Medizin der Zukunft profitiert.

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Eine geöffnete Hand trägt das Wort „health“ und ist umgeben von weiteren Worten wie „exercise“, „nutrition“, „control“, „genetics“, „sleep“, „age“ u.s.w.

Die Wissenschaft der Systembiologie möchte unsere Gesundheit mithilfe mathematischer Modelle und als ganzheitlichen Prozess beschreiben, zu dem auch Lebensstil und Umwelt beitragen. Ziel ist es, Krankheiten zu verhindern, bevor sie entstehen.

Viele Menschen legten sich im letzten Jahr einen Fitnesstracker zu. Sie wollten trotz Coronapandemie in Bewegung bleiben, tägliche Schritte zählen oder die Herzfrequenz im Schlaf überwachen. Mehr als 530.000 Freiwillige geben Gesundheitsdaten inzwischen auch per Corona-Datenspende-App ans Robert Koch-Institut weiter, um der Forschung zu helfen.

Eine wachsende Gruppe setzt damit auf die Chancen der individualisierten Krankheitsvorsorge. Sie versucht, die persönliche Gesundheit mit Hilfe des Lebensstils in eine positive Richtung zu lenken und Krankheiten zu verhindern, bevor sie entstehen. Prognosen sollen der Medizin helfen, früher zu reagieren und Krankheiten effektiver zu bekämpfen.

Welches Potenzial in diesem Ansatz steckt, zeigt auch die Coronapandemie. So scheint es möglich, mit Hilfe der Gesundheitsdaten eine Covid-19-Erkrankung bereits zu erkennen, wenn noch keine spürbaren Symptome auftreten. Forscher*innen vom Mount Sinai Hospital in New York entwickelten einen Algorithmus, der mit Hilfe gewöhnlicher Fitnesstracker Covid-19-Infektionen bis zu sieben Tage vor der eigentlichen Diagnose entdeckt.

Fitnesstracker verrät Corona-Infektion

Die New Yorker werteten für ihre Vorhersage die Herzfrequenzvariabilität der Probanden aus. Sie schauten also darauf, wie sehr sich die Abstände zwischen zwei Herzschlägen voneinander unterschieden. Ist der Körper wegen einer Krankheit, wegen sportlicher Belastung oder aus anderen Gründen unter Druck, wird das Herz in einen extra starren Rhythmus gezwängt. Im Fall der Corona-Infektion kommt es nicht mehr zu den üblicherweise recht großen Schwankungen der Herzfrequenzvariabilität zwischen Tag und Nacht. Und genau das scheint ein besonders frühes Indiz für die Krankheit zu sein.

Systembiologie: eine spannende neue Wissenschaft

Biologie als neue Leitwissenschaft

„Vitalität und Leben werden durch Beziehungen gemacht. Sie entstehen durch Beziehungen, die Beziehungen aufbauen, die Beziehungen aufbauen und so weiter“ (Nora Bateson)

Mehr Bäume – weniger Asthma

Vom Autor ist gerade ein Buch über Systembiologie erschienen:Peter Spork: Die Vermessung des Lebens.Wie wir mit Systembiologie erstmals unseren Körper ganzheitlich begreifen – und Krankheiten verhindern, bevor sie entstehen, 328 Seiten, Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2021, 24,00 EUR [D], 24,70 EUR [A], ISBN: 978 3 421 04850 9.