Ob Haarprobe oder genetischer Fingerabdruck: Fehler können Unschuldige hinter Gitter bringen

Oft entscheidet die Forensik, ob ein Gericht Tatverdächtige schuldig spricht. Fehler bei der wissenschaftlichen Untersuchung von Tatorten können Leben ruinieren. So wie das von Charles Fain, der 18 Jahre lang zu Unrecht im Gefängnis saß.

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Bild eines menschlichen Fingerabdrucks. Im Hintergrund Symbole von elektrischen Schaltkreisen.

Der riesige Frühstücksraum eines Hotels am Rande von Boise im US-Staat Idaho. Viel Beige, wenig Tageslicht. An einem der Tische sitzt eine Handvoll Männer – wie jeden Freitag vor der Arbeit. Sie lesen aus einem Apostelbrief, jeder ein Stück, dann reichen sie die Bibel dem Nächsten, und nachher diskutieren sie kaffeeschlürfend, was Paulus wohl gemeint haben mag.

Charles Fain hat Jesus in der Todeszelle gefunden; oder der „Ewigkeitszelle“, wie er sie selbst nennt. Er spricht mit leiser, heiser-knurriger Stimme. Denn, so sagt der schmale Mann mit länglichem Gesicht und dünnem grauem Bart: „Hätten sie mich hingerichtet, hätte ich das ewige Leben erlangt.“ Und dann wäre Charles Fain für ein Verbrechen gestorben, das er nicht begangen hat.

Ein älterer Mann blickt in die Kamera.
Charles Fain saß 18 Jahre lang in der Todeszelle für einen Mord, den er nicht begangen hat.
Ein Mann lächelt in die Kamera. Im Hintergrund Laborgerätschaften.
Christophe Champod, Forensikprofessor von der Universität im Schweizerischen Lausanne.
Ein Mann steht vor einer Laborwerkbank. Er hält eine Pipette und ein Probenröhrchen in der Hand.
Greg Hampikian ist Forensikprofessor an der Boise State University und Leiter des Idaho Innocence Project. Es hilft Menschen, die zu Unrecht inhaftiert sind, ihre Unschuld zu beweisen.
Ein Mann blickt in die Kamera.
Der Neurowissenschaftler Itiel Dror vom University College London erforscht seit Jahren, welche psychischen Prozesse dazu führen, dass Gutachter Fehler machen
Hände eines Menschen in weißem Kittel mit blauen Gummihandschuhen. Die Person steckt ein blutiges Wattestäbchen in ein Reagenzglas.
Aus Blutspuren vom Tatort können Forensiker DNA-Fingerabdrücke erstellen. (Symbolbild)
Ein Mensch in Kittel und Schutzbrille sitzt an einem Schreibtisch und betrachtet eine Festplatte durch eine Lupe. Die Person macht Notizen auf einem Klemmbrett.
Digitale Spuren gewinnen in der Forensik an Bedeutung – auch für weniger schwere Verbrechen als Mord. (Symbolbild)