Cocktailkultur: Wie New Orleans die langfristigen Folgen der Prohibition hinter sich lässt

Zwischen 1920 und 1933 war in den USA der Alkoholverkauf verboten. Die Prohibition zerstörte auch die einst blühende Cocktailkultur. Barkeeper in New Orleans entdecken sie jetzt neu.

vom Recherche-Kollektiv Über Geschichte:
5 Minuten
Das Bild zeigt ein altes Karussell, das in einer Bar in New Orleans aufgebaut ist.

Der Bundespolizist Izzy Einstein war einer der meistgehassten Männer Amerikas – und auch ein sehr akribischer Beamter. Nachdem Mitte Januar 1920 das nationale Alkoholverbot in Kraft trat, jagte er nicht nur Gesetzesbrecher, in Zeiten der Prohibition war Einstein auch ein eifriger Listenschreiber. Er wollte wissen: Wie lange dauert es in verschiedenen Städten, bis ihm jemand heimlich Alkohol anbietet? Ganz oben in seinem Ranking: die Südstaatenstadt New Orleans. Am Mississippi dauerte es nur 35 Sekunden, bis Einstein nach Ankunft die erste Offerte bekam – von einem Taxifahrer am Bahnhof.

Prohibitionsagenten wie Einstein kämpften auf verlorenem Posten. Nie gelang es dem Staat, das Verbot – nicht nur der Verkauf, auch die Herstellung und der Transport von Alkohol waren untersagt – tatsächlich durchzusetzen. Überall war geschmuggelter oder heimlich produzierter Alkohol zu haben.

Dennoch litten Städte wie New Orleans, in denen die Cocktailkultur boomte, unter der Prohibition. Bars, in denen berühmte Drinks wie Sazerac oder Ramos Gin Fizz erstmals serviert wurden, mussten schließen. Obwohl das Alkoholverbot 1933 aufgehoben wurde, richtig gut gemixt wird in New Orleans erst seit einigen Jahren wieder.

Eine Straßenkreuzung in New Orleans
Straßenzug im French Quarter: Viele der historischen Gebäude beherbergten einst Speakeasy-Kneipen
Die St. Louis Cathedral in New Orleans.
Herr, vergib Ihnen: Während der Prohibition beteiligten sich auch Kirchenleute am Alkoholschmuggel. Das Bild zeigt die St. Louis Cathedral in New Orleans.
Der Barkeeper T. Cole Newton lehnt in seiner Bar an einem Tresen.
Barkeeper T. Cole Newton kam 2006 nach New Orleans. Heute serviert er Cocktail-Klassiker ohne Schnickschnack in seiner Bar Twelve Mile Limit.