Was die Umwelt-Katastrophe in der Oder für Wiederansiedlung von Stören bedeutet

Das Oder-Fischsterben im Sommer 2022 ist ein Rückschlag für die Ansiedlung Baltischer Störe, Doch für die gesamte Population der hoch gefährdeten Art bestehen gute Aussichten, die Katastrophe zu überstehen.

vom Recherche-Kollektiv Flussreporter:
4 Minuten
Ein dunkelgrauer Fisch mit dreieckigem Kopf, ein Baltischer Stör, krümmt sich in einem weißen Eimer mit Wasser

Die Wiederansiedlung des Baltischen Störs in der Oder hat mit der Umwelt-Katastrophe, die im Sommer 2022 über den Fluss hereinbrach, einen schweren Rückschlag erlitten. Das erläutert Jörn Geßner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in einer Pressemitteilung des Instituts. Der Biologe koordiniert seit mehr als 25 Jahren die Rückkehr der urtümlichen Knorpelfische, die zu den meist gefährdeten Tierarten auf der Roten Liste der Naturschutzorganisation IUCN gehören.

Er und viele andere Biologïnnen und Fischerïnnen haben in mehr als 15 Jahren bislang dreieinhalb Millionen Jungstöre aufgezogen und in der Oder freigelassen.

Aufzuchtstation betroffen

In diesem Frühjahr haben Mitarbeiterïnnen des Stör-Projekts 1000 Jungfische in der Oder ausgesetzt. Diese sind wahrscheinlich alle verendet. Dazu kommen 20.000 Tiere in einer Aufzuchtstation an der Oder. Diese ist von Flusswasser durchströmt, das die Tiere auf eine schnelle Eingewöhnung im Fluss vorbereitet. Doch mit dem Flusswasser kam in diesem Sommer auch die Giftwelle in die Aufzuchtbecken. „Wäre frühzeitig von den polnischen Behörden gewarnt worden, hätten die Fische vermutlich gerettet werden können“, kritisiert Jörn Geßner. Einen Monat waren die verendeten Tiere alt. Sie hätten im Herbst freigesetzt werden sollen.

Vor dem Start in einen neuen Lebensabschnitt verendet

Unter den hunderten Tonnen toter Fische, die im Laufe der Katastrophe aus der Oder geholt wurden, befanden sich auch größere Baltische Störe, die kurz vor dem Start in einen neuen Lebensabschnitt standen: Exemplare, die im Fluss schon auf neunzig Zentimeter herangewachsen und drei Jahre alt waren. Das ist das Alter, in dem Baltische Störe spätestens in die Ostsee abwandern. Dort wachsen sie weiter bis zur Geschlechtsreife, die sie mit 14 bis 16 Jahren erreichen.