„Wir müssen Kindern mehr Naturerleben ermöglichen“

Der Vogelmaler Bernd Pöppelmann will mit Malbüchern für Kinder helfen, Naturbegeisterung an die nächsten Generationen weiterzugeben.

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
3 Minuten
gezeichnete Gimpel, abfotografiert aus einem der Malbücher

Bernd Pöppelmann ist einer der bekanntesten Tiermaler Deutschlands. Die meist naturalistischen Arbeiten des 75-Jährigen wurden vielfach international ausgestellt, gedruckt und ausgezeichnet. Mit seiner Arbeit will der langjährige Naturschützer auch einen Beitrag gegen das Aussterben der Artenkenntnis leisten. Dazu hat er eine Reihe von Kindermalbüchern entworfen. „Was man malt, bleibt“, glaubt er.

Porträt Bernd Pöppelmann vor einigen Vogelzeichnungen.
Naturmaler Bernd Pöppelmann versucht, Kindern mit Malbüchern die Natur näherzubringen.

Thomas Krumenacker: Wie ist es nach Ihrer Meinung um die Artkenntnis bei jüngeren Menschen bestellt?

Bernd Pöppelmann: Die ist bei sehr vielen überhaupt nicht mehr vorhanden. Ich merke das selbst bei meinen Enkeln, auch wenn ich natürlich versuche, sie zu fördern.

Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Wenn wir den Mangel an Artenkenntnis bei jüngeren Menschen beklagen, müssen wir uns eines klar machen: Kinder und Jugendliche heute haben überhaupt nicht mehr die Möglichkeit, so viele Kontakte zu Natur oder hier speziell zu Vögeln herzustellen, wie wir früher. Sie sehen einfach viel weniger Vögel in ihrer Umgebung. Erlebnisse mit Hunderten Sperlingen und Dutzenden Goldammern bei einem einfachen Spaziergang über ein Feld gibt es ja kaum noch.

Aus der Feststellung heraus, dass die Artenkenntnis stark abgenommen hat, haben Sie eine Reihe von Malbüchern für Kinder entworfen. Wieso Malbücher?

Zuallerst natürlich, weil ich Maler bin und mit meinen Möglichkeiten einen Beitrag leisten möchte gegen die Entfremdung junger Menschen von der Natur. Aber auch, weil ich glaube, dass die Malerei hier besondere Stärken hat. Wenn man etwas aufzeichnet oder malt, dann bleibt es haften. Man schafft ein Werk und damit eine Verbindung.

Warum ist Naturerleben für Kinder aus Ihrer Sicht überhaupt wichtig?

Ich bin sicher, dass Erlebnisse mit der Natur, mit Vögeln, als Kind im weiteren Leben Auswirkungen haben werden, auch auf die Einstellung und vielleicht auch auf die Bereitschaft zum Engagement für die Natur. Wenn Kinder kaum noch Berührungspunkte haben, auch deshalb nicht, weil sie fast gar keine Begegnungen mit Vögeln und anderen Tieren mehr haben, verlieren sie natürlich auch ein bisschen das Interesse oder entwickeln es erst gar nicht. Und das bereitet mir Sorge.

Was müsste getan werden, um das zu ändern?

Ich finde schade, dass in vielen Schulen die Artenkenntnis kaum gefördert wird – so höre ich das jedenfalls immer wieder. Vögel sind die Tiergruppe, die uns immer noch an vielen Orten umgibt, der ideale Startpunkt für Naturinteresse. Sie zu kennen, wäre der erste Schritt dahin, etwas für die Natur zu tun. Deshalb halte ich es für sehr wichtig, dass die Kinder gerade die häufigen Arten kennenlernen und darin sehe ich schon auch eine Aufgabe für die Schule. Und auch mir selbst ist es in meiner Arbeit wichtig, gerade die Allerweltsarten zu zeigen, die die Kinder auch sehen können, sagen wir an einer Futterstelle oder beim Spazierengehen.

Foto verschiedener Titelseiten von Pöppelmann-Büchern, sie zeigen Zeichnungen von Meisen und eine Szene aus dem Moor.
Malbücher, die Natur ins Kinderzimmer bringen sollen: Einige der Bücher von Bernd Pöppelmann.

Sie haben vor fünf oder sechs Jahren die ersten Malbücher veröffentlicht, mittlerweile sind es rund ein Dutzend. Wie ist die Nachfrage?

Viel Geld verdienen kann man damit nicht. Meine ersten Malbücher wurden von einer Fernglasfirma und dem hiesigen Hegering gesponsert, aber mittlerweile können wir die Einnahmen aus den Büchern dazu nutzen, neue zu entwerfen und zu produzieren.

Geben Ihnen Bewegungen wie Fridays for Future Hoffnung?

Ja, ganz sicher erfüllt mich das mit Hoffnung. Was mich aber etwas enttäuscht, ist, dass es dort meist sehr einseitig um den Klimaschutz geht. Der ebenso wichtige Artenschutz kommt nach meiner Beobachtung doch nur sehr am Rande vor. Das ist natürlich dasselbe in der politischen Debatte, in der mal (?) das Schlagwort Biodiversität hinter den Klimaschutz nachgeschoben wird. Aber wirklich ans Eingemachte geht man leider nicht. Aber natürlich ist auch Klimaschutz extrem wichtig und daher ist es toll, wenn dafür junge Menschen auf die Straße gehen.

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