Weshalb es gefährlich ist, künstliche Intelligenz zu leugnen

Je smarter Computer werden, desto verzweifelter sprechen Skeptiker ihnen „echte“ Intelligenz ab. Damit flüchten sie vor einer ehrlichen KI-Debatte. Es braucht einen Perspektivwechsel.

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Künstliche Intelligenz wird oft mit einem Gehirn im Cyberlook illustriert.

Einer der Erfinder des Computers, Alan Turing, fand die Menschen ziemlich borniert: Sie seien unwillig zu akzeptieren, dass etwas mit ihrer Intelligenz konkurrieren könnte, meinte der britische Mathematiker 1948. Gut siebzig Jahre später zeigt sich, wie recht Turing hatte.

Das Handy versteht Sprache, eine KI findet beim jahrtausendealten Brettspiel Go ganz neue Strategien, Computer entdecken selbständig physikalische Gesetze: Zwar wird es immer schwieriger, solche Leistungen anders als „intelligent“ zu nennen. Doch so großzügig zeigt sich nicht jeder.

„Ich sehe weit und breit keine Intelligenz“, sagt etwa die Informatikerin Ulrike von Luxburg von der Uni Tübingen mit Blick auf existierende künstliche Intelligenzen (abgekürzt KI). Was KI heute kann, sei „in keiner Form ähnlich oder gar gleich menschlicher Intelligenz“, schreibt der Philosoph Richard David Precht. Viele deutsche IT-Experten hielten den Begriff „künstliche Intelligenz“ nur für ein Marketingwort, fügt er hinzu. Der amerikanische KI-Unternehmer und Journalist Erik J. Larson hält intelligente Maschinen für einen „Mythos“. Andere sprechen, weniger gewählt, von „künstlicher Dummheit“.

Der Beifall ist nicht angebracht

Viele Intellektuelle führen ein Rückzugsgefecht gegen die vorrückende maschinelle Intelligenz. Sie mögen für ihren rhetorischen Heldenmut Beifall erhalten. Doch ihr Standpunkt erinnert an die Leugnung von Wissenschaft. Die Argumentationsmuster sind ähnlich, wie ich zeigen werde.

Dieser Text soll nicht beweisen, dass menschliche und künstliche Intelligenz dasselbe seien. Doch die menschliche Form der Intelligenz ist nicht das Maß aller Dinge. Andere Formen sind genauso real, eben auch künstliche Intelligenz. Die KI weitet sich quantitativ und qualitativ immer weiter aus. Auch in Felder hinein, die zuvor menschlichem Denken vorbehalten waren.

Autonomer Bus, hier in Bad Birnbach
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Der Schachcomputer „Deep Blue“ von IBM, der 1997 den damaligen Weltmeister Garri Kasparov besiegte.
Schachcomputer Deep Blue