„Schnipp, Schnipp, Hurra!“ Warum sich in den USA immer mehr Männer sterilisieren lassen.

Ist die Pille bald illegal? Die Sorge ist groß, dass der konservative Supreme Court weitere Verbote erlassen könnte. Plötzlich wird Verhütung zur Männersache.

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Dr. Douglas Stein sterilisiert einen Patienten.

Wer John Curingtons Büro betritt, bekommt als Erstes einen Gummi-Hoden in die Hand gedrückt. „Hier, spüren Sie den Samenleiter?“, fragt der 57-Jährige, während seine Finger über das detailgetreue Modell gleiten.

Dann ergreift er zwei scherenartige Werkzeuge, fixiert den „Samenleiter“ – und schnipp! „Zwei kleine Schnitte“, sagt der Urologe, „und nach 15 Minuten ist alles vorbei. Noch Fragen?“

Curington leitet mit seinem Kollegen Douglas Stein eine Vasektomie-Praxis in der Großstadt Tampa in Florida. Sie sterilisieren Männer.

Über mangelnde Kundschaft konnten sich die beiden Mediziner noch nie beschweren. Seit aber das Oberste Gericht in den USA das generelle Recht auf Abtreibung gekippt hat, kann sich ihre Praxis vor Anfragen nicht retten.

Die Urologen Douglas Stein und John Curington vor ihrer Praxis in Florida.
Die „Vasectomy Kings“ vor ihrem Königreich: Douglas Stein (links) und John Curington können von ihren Operationen gut leben.
Landkarte zeigt US-Bundesstaaten an, die Abtreibungen erlauben oder verbieten
Was Schwangerschaftsabbrüche angeht, ist die politische Landkarte in den USA gespalten.
Schild der Urologie-Praxis
Seit dem Abtreibungsurteil des Supreme Court berichten Urologen in den USA von einer erhöhten Nachfrage nach Vasektomien.
OP-Besteck liegt auf einem Tuch
Der Schnitt im Schritt will gut überlegt sein, denn nicht alle Vasektomien lassen sich rückgängig machen.
Kurvendiagram auf einem Bildschirm zeigt Anrufe an.
Nach dem Abtreibungsurteil des Obersten Gerichts ging die Zahl der Anrufe in der Sterilisierungspraxis um 250 Prozent nach oben.
John Curington lädt Plastikkisten in den Kofferraum seines Autos.
John Curington fährt quer durch Florida, um Männer zu sterilisieren.