Reaktion auf Polizeigewalt in den USA: Hilft es, den Cops die Gelder zu kürzen?

Nach tödlichen Polizei-Einsätzen gegen Minderheiten kommt es in den USA häufig zu Protesten. Folgen hat das fast nie. Im texanischen Austin aber macht eine Großstadt ernst.

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Drei Polizisten stehen nebeneinander und reden

Der Mann, der die Polizei abschaffen möchte, saß selbst schon im Gefängnis, das erzählt er gleich zur Begrüßung. „Zwei Jahre für einen Raub, an dem ich nicht mal direkt beteiligt war“, sagt Chas Moore. „Das hat mir die Augen geöffnet.“

Moore, 34 Jahre alt, schwarzer Hoddie, sorgsam gestutzter Bart, ist einer der bekanntesten Aktivisten in der texanischen Metropole Austin. Als Anführer der „Austin Justice Coalition“ (AJC) kämpft er für eine Reform des US-amerikanischen Justizsystems.

Sein wichtigstes Ziel: die Polizei abschaffen oder zumindest so verkleinern, dass ein Teil ihres Budgets in soziale Projekte fließt. „Defund the Police“, lautet der Slogan, zu Deutsch etwa: der Polizei die Gelder entziehen.

Debatte zu Polizeigewalt neu entbrannt

Bürgerrechtlerinnen und „Black Lives Matter"-Aktivisten erheben solche Forderungen schon lange. Meist verlaufen sie im Sande.

Sobald aber wieder ein Schwarzer von der Polizei erschossen oder zu Tode geprügelt wird – so wie kürzlich in Memphis -, flammt die Debatte erneut auf. Und manchmal folgen den Worten auch Taten.

Chas Moore steht vor einem bunten Holzhaus.
Aktivist Chas Moore will die Polizei am liebsten ganz abschaffen.
Nahaufnahme einer Hand, die auf einer geholsterten Pistole ruht
Hand an der Waffe
Ein Werbebanner am Polizeihauptquartier zeigt Polizist:innen verschiedener Hautfarben.
„Gemeinsam mehr erreichen“: Werbebanner am Polizei-Hauptquartier in Austin.
Chas Moore sitzt auf einem Stuhl in seinem Büro.
Polizei-Kritiker Chas Moore in seinem Büro. Seit den tödlichen Schüssen wird seine Organisation mit Spenden überhäuft.
Blick aufs Capitol, das Landesparlament von Texas.
Blick aufs Kapitol-Gebäude im texanischen Texas.
Ein älterer Herr steht vor einem Café.
Professor William Spelman fordert Polizei-Reformen. Er saß früher selbst im Stadtrat von Austin.
Ein Polizist geht zu seinem Streifenwagen.
Polizist auf Streife. Weil so viele Menschen bewaffnet sind, kommt es in den USA regelmäßig zu Schießereien und Amokläufen.