Post aus San Francisco: Die Geschichte von der 1,7-Millionen-Dollar-Toilette

Jeden zweiten Mittwoch erzählen unsere Korrespondent*innen, was sie und die Menschen in ihrem Teil der Welt bewegt. Heute: USA-Korrespondent Christoph Drösser darüber, wie in Kalifornien öffentliche Gelder verschwendet werden.

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
3 Minuten
Reporterin auf Weltkugel

„Noe Valley, Applaus für unsere Nicht-1, 7-Millionen-Dollar Toilette!“, rief Leslie Crawford, die zur Organisation der lokalen Händler gehört, und die Umstehenden jubelten.

Noe Valley ist ein gutsituierter Stadtteil von San Francisco mit hübschen viktorianischen Häusern, Bioläden und einem kleinen Platz, auf dem jede Woche ein Markt stattfindet. Dort steht auch das rote Toilettenhäuschen, das im April seinen Betrieb aufnahm.

Das Klo hatte landesweit Schlagzeilen gemacht – nicht nur wegen der langen Planungszeit von drei Jahren, sondern auch wegen seines Preises, den der San Francisco Chronicle2022 aufdeckte: 1, 7 Millionen Dollar (knapp 1, 6 Millionen Euro) sollte das Örtchen kosten. Wahnsinn, dachten die Bürgerinnen und Bürger – und auch der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom. Der zog erst einmal die Finanzierung des Staates zurück, der Plan wurde überarbeitet. Am Ende kostete die Toilette die Stadt nur noch etwa 200.000 Dollar. Ende gut, alles gut? Ein Beweis dafür, dass Medien und engagierte Bürger die Verrücktheiten des Verwaltungsstaats erfolgreich korrigieren können?

Weltreporter Christoph Drösser vor Toilettenhäuschen
Weltreporter Christoph Drösser vor dem endlich fertiggestellten Toilettenhäuschen in San Francisco