Sahelstaat Niger: Die Widerstandskraft von Mensch und Natur gegen Klimaschocks stärken

In Niger leiden Hunderttausende unter den Folgen der Klimakrise und politischer Gewalt. Viele Menschen überleben nur Dank Nothilfe. Die Regierung will das ändern.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
8 Minuten
Zu sehen sind Gras und vereinzelte Bäume.

Bis zum Horizont wächst goldgelbes Gras, in regelmäßigen Abständen stehen Bäume. Für europäische Augen mag der Anblick wenig aufregend sein, aber Mahaman Dan Jimma sieht darin einen kleinen Triumph. „Wer jünger als 30 ist, kannte diese Fläche bis vor drei Jahren nur ohne Bewuchs“, erzählt der Bauer. „Der Boden war hart und unfruchtbar. Die einzige Pflanze, die sich hier halten konnte, war die Sandmalve, unsere Tiere mögen sie nicht.“

Degradierte Flächen sind in dem Sahelstaat ein großes Problem. Nach Regierungsangaben gehen jedes Jahr mindestens 100.000 Hektar fruchtbares Weide- oder Ackerland verloren, das ist etwas mehr als die Fläche der Insel Rügen. Zu den Ursachen gehören längere Dürreperioden infolge der Klimakrise und der größere Bevölkerungsdruck: Mit 3,7 Prozent Bevölkerungswachstum lag Niger im vergangenen Jahr im globalen Vergleich an der Spitze. Zu der wachsenden Bevölkerung kommen nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks UNHCR fast 300.000 Menschen, von denen die meisten vor der Gewalt in den Nachbarländern Mali und Nigeria nach Niger geflohen sind. Rund 380.000 weitere Kinder, Frauen und Männer sind innerhalb der Landesgrenzen auf der Flucht vor dem Terror islamistischer Gruppen. Das starke Bevölkerungswachstum führt unter anderem dazu, dass immer mehr Bäume gefällt werden, um Feuerholz zum Kochen zu haben oder Holzkohle brennen zu können.

Es gibt also immer mehr Flächen, die wertlos werden – und eine Gegenbewegung dazu. „Wir haben hart gearbeitet und es geschafft, aus dem unfruchtbar gewordenen Boden wieder das Weideland zu machen, das Sie jetzt sehen“, erklärt Jimma.

Das Halbporträt eines Herrn in traditioneller Kleidung der Haussa: Langes Gewand und Kopfbedeckung. Er guckt selbstbewusst, dabei freundlich in die Kamera.
Mahaman Dan Jimma ist Präsident eines Komitees von Dorfbewohnern, die unfruchtbar gewordenes Land wieder fruchtbar machen.
Kleine Jungen sitzen rund um eine Schüssel mit Hirsebrei auf dem Boden und Essen.
Schüler in einer Schule in Rafa im Süden von Niger beim Mittagessen.
Zu sehen sind lauter Aluminiumschüsseln mit Hirsebrei und grünen Blättern.
Schüsseln voller Hirsebei mit einer Soße aus Maringo-Blättern stehen für das Mittagessen in einer Schule in Rafa bereit, einem Dorf im Süden von Niger.