Die Bundeswehr in Mali kurz vor Mandatsverlängerung: Scharfe Töne zwischen Minusma und Bamako

Seit Malis „Sicherheitspartnerschaft“ mit Russland ist das Verhältnis zur UNO gespannt. Hinzu kommt nun ein UN-Bericht über das Massaker in Moura im März 2022.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
10 Minuten
Im Hintergrund der Flughafen, ein vergleichsweise kleines Gebäude. Davor ein weißer Pickup in Fahrt, auf der Ladefläche ein aufmontiertes Geschütz.

Die Regierung möchte den Bundeswehreinsatz in Mali nochmals verlängern: Ende Mai stimmt der Bundestag ab. Die UN-Mission Minusma, zu der die Bundeswehr gehört, kämpft in Mali gegen viel Propaganda.

Siriki Kouyaté hat dieser Tage alle Hände voll zu tun. Der 40jährige Malier meint zu wissen, warum sein westafrikanisches Heimatland seit Jahren nicht zur Ruhe kommt. Warum die komplexe Krise, in der sich Mali seit 2012 befindet, ganz im Gegenteil immer schlimmer wird: „Die UN-Mission Minusma ist der größte Feind der Republik Mali“, behauptet Kouyaté. Deshalb versucht er, die UN-Stabilisierungsmission Minusma mit ihren gut 13.000 mandatierten Soldatinnen und Soldaten sowie knapp 2000 Polizistinnen und Polizisten so schnell wie möglich aus dem Land zu kriegen.

Mali, eins der ärmsten Länder der Welt, befindet sich seit 2012 in einer schweren politischen Krise, außerdem ist die Sicherheitslage extrem instabil. Islamistische Gruppen mit Verbindungen zum Al-Kaida Netzwerk und zum so genannten Islamischen Staat sowie kriminelle Banden kämpfen gegen den Staat und terrorisieren die Bevölkerung. In den vergangenen Jahren wurden die Bewohner ganzer Dörfer getötet, Hunderte wurden bereits Opfer der Gewalt, mehr als 410.000 Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht.

Ein Panzer in militärischen Tarnfarben, er steht direkt neben einer stacheldrahtbewehrten Mauer. Es dämmert stark. Auf dem Panzer ist die Silhouette zweier Soldaten zu sehen, dass es Deutsche sind, ist bei den Lichtverhältnissen nicht zu erkennen.  zwei Soldaten
Soldaten der Bundeswehr auf Ausguck am Feldlager Camp Castor in Gao, Mali.

Laut dem Mandat des UN-Sicherheitsrats ist die Minusma seit 2013 im Land, um Mali bei der Überwindung dieser Krise zu helfen. Sie soll die Regierung dabei unterstützen, die staatliche Autorität im ganzen Land wieder herzustellen und einen Friedensvertrag, der 2015 mit etlichen der bewaffneten Gruppen geschlossen wurde, umzusetzen. Ende 2022 haben einige der Rebellengruppen den Vertrag allerdings gekündigt. Außerdem soll die UN-Mission die Zivilbevölkerung und die Menschenrechte schützen. Einen Kampfauftrag hat sie nicht.

Ein Mann in traditionellem, hellbraunen Gewand. Er trägt eine runde Brille. Im Hintergrund ist zu sehen, dass er auf dem Hof eines Hauses steht, Töpfe stehen auf dem Boden auf dem Feuer,
Siriki Kouyaté ist ein scharfer Kritiker der UN-Stabilisierungsmission für Mali Minusma und Sprecher der Bewegung „Yerewolo Debout sur les Remparts“.
Im Anschnitt im Vordergrund eine Frau, im Hintergrund ein Redner.
Mitglieder des Vereins „Yerewolo – Debout sur les remparts“ machen Stimmung gegen die Vereinten Nationen und den Westen.
Halbportrait eines Mannes von geschätzt Ende 50. Er blickt in die Kamera, lächelt leicht. Trägt ein gestreiftes Shirt, wirkt zwanglos.
Boubacar Ba, Leiter des „Zentrum für die Analyse von Regierungsführung und Sicherheitsfragen“ in Bamako.