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Kunstmesse in Kapstadt: Daudi Karungi, Gründer der Afriart Gallery in Uganda über den Kunstmarkt
„Ich wünsche mir eine Welt, in der talentierte afrikanische Künstler gefeiert werden“
In Kapstadt trifft sich die zeitgenössische Kunstszene beim Cape Town Art Fair. Dort hat seit Jahren auch die Afriart Gallery aus Uganda einen Stand. Wir haben den Gründer Daudi Karungi gefragt, was Künstler*innen auf dem afrikanischen Kontinent verbindet, wer ihre Werke sammelt und wer den Markt bestimmt.
In Kapstadt beginnt heute die größte Kunstmesse des afrikanischen Kontinents, die Cape Town Art Fair(16.-18. Februar). Sie ist ein Treffpunkt für Sammler*innen zeitgenössischer Kunst, für Kurator*innen, Künstler*innen und Galerist*innen
aus Afrika und Europa. Schließlich ist es ein erklärtes Ziel der Messe, einen Ort zu bieten, an dem sich „der schnell wachsende afrikanische Kunstmarkt mit der internationalen Kunstwelt“ trifft.
Die meisten Galerien, die hier ausstellen, kommen aus den südafrikanischen Großstädten Kapstadt und Johannesburg. Aus der Region, aus Angola und Zimbabwe, sind zwei Galerien angereist. Aus Westafrika ist dieses Jahr nur eine Galerie
vertreten, aus dem Norden zwei und ebenfalls zwei aus Ostafrika, aus Kenia und Uganda.
Daudi Karungi ist der Gründer der Afriart Gallery in Ugandas Hauptstadt Kampala, die in diesem Jahr vier Künstler*innen bei der Kapstädter Kunstmesse präsentiert. Im vergangenen Jahr habe ich ihn zum Interview getroffen – in Kampala, mehr als
5.000 Kilometer von Kapstadt entfernt. Die Galerie liegt etwas versteckt in einem Hinterhof. Eine Außentreppe führt in den großzügigen, hellen Ausstellungsraum im ersten Stock. Ein Paar schaut sich dort eine kuratierte Solo-Ausstellung an, die auch Einblicke in den Schaffensprozess des jungen Künstlers gewährt. Der Raum nebenan ist eine Art Wohnzimmer und Teeküche, vor allem für Künstler*innen, die hier als Artists in Residence arbeiten.
Neben dem Eingang sitzt Daudi Karungi in seinem Büro. An der Wand hinter seinem Schreibtisch hängt ein abstraktes Bild, das er einmal selbst gemalt hat, bevor er 2002 die Galerie gründete. Als ausgebildeter Künstler verstehe er die Schwierigkeiten, mit denen junge Künstler auf dem afrikanischen Kontinent konfrontiert sind“, heißt es auf der Webseite. Das Team seiner Galerie sei entschlossen, faire Bedingungen und eine unterstützende Gemeinschaft für Künstler*innen zu
schaffen; ihre Entwicklung werde durch kontinuierliche Projekte in den Bereichen Mentoring, Sichtbarkeit und Archivierung gefördert.
Herr Karungi, sprechen wir zunächst über das Thema Sichtbarkeit in der internationalen Kunstszene – hängt sie davon ab, in welchem Land oder welcher Region Afrikas ein*e Künstler*in arbeitet?
In Nordafrika, in Ländern wie Tunesien oder Marokko, gibt es eine starke Verbindung nach Frankreich. Künstler aus diesen Ländern haben einen besseren Zugang als jene aus Kamerun oder dem Kongo. Wenn man sie fragt woher sie kommen, antworten sie etwa mit: „Marokko und Frankreich“, während Künstler aus Nigeria einfach sagen: „Aus Nigeria“. Aber wenn wir diese speziellen kolonialen Problematiken ausklammern und auf Sub-Sahara-Afrika schauen, würde ich sagen, dass wir alle auf einer Ebene sind.
Künstler aus Nigeria sind zur gleichen Zeit bekannt geworden, wie jene aus Ostafrika. In anglophonen Ländern West- und Ostafrikas sind während der Kolonialzeit Institutionen wie Kunstschulen in Ghana oder die Makerere Universität in Uganda
entstanden. Und dann gab es noch die vielen Künstler, die Werke für Touristen geschaffen haben.
Seit über acht Jahren beobachte ich nun, wie das Interesse des globalen Nordens an zeitgenössischer Kunst aus Afrika zunimmt. Ich erinnere, wie damals Leute aus Europa hier ankamen – so in etwa stelle ich mir vor, wie es damals im Kolonialismus gewesen sein muss, als Regierungen und Könige Abgesandte losschickten, um die Gegend auszukundschaften. Sie wollten mich treffen und wir haben über Kunst geredet. Dann fand ich heraus, dass sie sich auch mit einem
meiner Künstler zum Abendessen getroffen haben – zum „auskundschaften“. Das ist nicht nur hier in Uganda passiert, sondern auch in Nigeria, Ghana und anderen Ländern.
Um 2020 wurde dann Instagram zu einer Plattform, die alle nutzen. Dadurch kam sozusagen die amerikanische Version dieser Leute zu uns – aber sie waren Schwarz. Sie schrieben in Direktnachrichten: „Oh, wir wollen so gern mit Euch
arbeiten! Denn wir repräsentieren Schwarze Kultur“. Ich würde also sagen, dass die Sichtbarkeit für uns alle zur gleichen Zeit kam, weil wir eine ähnliche Geschichte teilen.
Sie erwähnen Instagram – während der Corona-Pandemie haben sich auch Online-Kunstplattformen weiterentwickelt. Ist diese Entwicklung Ihrer Ansicht nach positiv und nachhaltig?
Ich denke, dass die Sichtbarkeit durch das Internet eine großartige Sache ist. Ohne sie würden wir beide uns jetzt vielleicht gar nicht unterhalten, weil Sie nichts von uns wüssten.
Vielleicht. Obwohl mir Ihre Galerie ja vor ein paar Jahren auf der Kunstmesse in Kapstadt aufgefallen ist, also in einem physischen und nicht in einem virtuellen Raum.
Ja, aber es hätte wahrscheinlich länger gedauert, bis Sie uns auch wirklich hier gefunden oder erfahren hätten, mit welchen Künstlern wir arbeiten. Für mich ist die Sichtbarkeit online sehr wichtig und sie hat schon viel verändert. Natürlich ist es ein offener Raum, den jeder nutzen kann, wie er möchte. Sprich: wenn jemand auf Instagram nach Kunst aus Afrika sucht, findet er eine Mischung aus besseren und schlechteren Werken. Das hängt auch davon ab, wer sich gut online
präsentieren kann. Aber ich denke, dass sich das mit der Zeit ausgleicht. Online ist also definitiv ein mächtiges Werkzeug, egal ob es um Instagram geht oder Plattformen wie Artsy oder Latidudes.
Bleibt der physische Raum, Ausstellungen beispielsweise in Ihrer Galerie, trotzdem wichtig?
Ja, natürlich. Unsere Galerie verfolgt in dieser Hinsicht folgende Strategie: Wir wollen hier die besten Ausstellungen zeigen, die uns möglich sind. Der virtuelle Raum ist dazu da, diese Kunst zu teilen, zu verbreiten, zu verkaufen und so weiter. Die Leute aus Uganda, die zu unseren Ausstellungen kommen, können sich diese Kunst oft nicht leisten. Aber sie gefällt ihnen, sie sehen sie gern an und verbringen Zeit mit ihr.
Die Leute, die die Werke dann kaufen, haben sie meist nicht in der Galerie gesehen. Sie besitzen diese Kunst dann vielleicht, aber sie haben nicht das Privileg, sie in einer Ausstellung zu erleben. Das ist anders als in Städten wie in New York, wo die Besucher von Ausstellungen auch die Käufer sind. Es bleibt in der Zukunft wichtig, dass afrikanische Kulturschaffende noch mehr Räume schaffen, damit die Kunst auch auf dem Kontinent ausgestellt werden kann.
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