Bahn fahren im Autoland: Floridas neue „Brightline“

Ohne Auto geht in den USA fast nichts. In Florida baut eine private Firma jetzt eine Zug-Linie. Kann das funktionieren?

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Eine Frau sitzt im Zug. Der Rest des Waggons ist leer.

Nichts geht mehr auf dem I-95. Der Interstate-Highway, die wichtigste Verkehrsachse an der Ostküste Floridas, ächzt unter dem alltäglichen Feierabendverkehr. Sechs Spuren, Bremslichter, Abgase. Und ein strategisch gut gewähltes Plakat am Straßenrand: „Kommen Sie nach Hause“, heißt es in großen Lettern. „Ohne Sorgen und ohne Auto.“

Geworben wird für einen Trip mit der Brightline, einem neuen Schnellzug in Florida, der von privaten Investoren finanziert wird. Rund drei Milliarden Dollar haben die Geldgeber in das ambitionierte Projekt gesteckt. Es soll Pendlern etwas bieten, was sie in den USA nur sehr selten finden: eine echte Alternative zum Auto.

Die Brightline könnte diese Sehnsucht erfüllen. Von Miami über Fort Lauderdale bis West Palm Beach erstreckt sich die Strecke, die im Mai 2018 eröffnet wurde. Für 106 Kilometer braucht der Zug eine Stunde und 15 Minuten. Auf dem Highway dauert es, je nach Verkehrslage, häufig doppelt so lange.

Noch ist Florida, wie viele Teile der USA, ein absoluter Autostaat. „Öffis“ gibt es fast ausschließlich innerhalb der großen Städte, und auch dann nur in einer abgespeckten Variante. Vor allem Bussen haftet nach wie vor das Image an, ein Verkehrsmittel für Arme zu sein.

Züge, zumal schnelle, existieren kaum. Wer über größere Distanzen reisen will, muss also entweder selbst fahren oder ins Flugzeugen steigen. Für alle anderen bleibt oft nur die stundenlange Fahrt in einem Greyhound-Bus übrig.

Ein Zug steht an einem Bahnsteig
Ankunft der Brightline in Fort Lauderdale
Ein Bahnhofsgebäude, davor hält ein Bus.
Der Bahnhof in West Palm Beach ist nagelneu.
Drei blaue Fahrräder stehen vor einem Gebäude mit Glasfront in Fahrradständern.
Die Leih-Fahrräder stehen am Bahnhof bereit. Die meisten Fahrgäste kommen trotzdem mit dem Auto.
Drei Männer sitzen im Zug an einem Tisch.
Der Immobilienmakler Mark Troy (rechts am Fenster) nutzt die Zugfahrt, um sich mit seinen Kollegen zu besprechen.
Eine leere Wartehalle.
Wartehalle in Fort Lauderdale: sehr gepflegt, aber auch sehr einsam.
Eine Frau vom Wachschutz legt einen Rucksack auf ein Röntgenband.
Gepäckkontrolle am Bahnhof von Fort Lauderdale - eine kluge Vorsichtsmaßnahme im Land der liberalen Waffengesetze.
Eine Hand greift einen Haltegriff an einem Sitz im Zug.
Gut festhalten, denn die Fahrt kann holprig werden. Genau wie die Zukunft eines Schnellzuges im Autoland USA.
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