Gebrochenes Rückgrat
Künstlerin Tuli Mekondjo über Frauen in Namibia
Überall auf dem Kontinent brechen Frauen das Schweigen und beginnen öffentlich über sexuelle und häusliche Gewalt zu sprechen. In Nigeria berichteten Frauen in sozialen Medien über Übergriffe durch evangelikale Priester. In Südafrika protestierten tausende gegen den Femizid im Land. Auch im dünnbesiedelten Nachbarland Namibia hat sich eine #MeToo Bewegung formiert. Es sei höchste Zeit dafür, sagt Tuli Mekondjo, eine namibische Künstlerin. Ihr Werk ist eine Hommage an namibische Frauen und ein Appell gegen die Gewalt.
Tuli Mekondjo ist eine zierliche Person mit einer großen Ausstrahlung. Das ist mein erster Eindruck, als ich die Künstlerin in ihrer Wohnung in Windhoek treffe. Die 37-Jährige wirkt bescheiden und selbstbewusst zugleich, warmherzig und kämpferisch. In ihrer Muttersprache Oshivambo bedeutet ihr Name: „We are in the struggle“ – Wir befinden uns im Kampf.
„Ich trage diesen Namen, weil ich in einem Flüchtlingscamp geboren wurde. Es hat Tradition, dass wir nach Ereignissen benannt werden, die die Zeit der Geburt prägen. Und damals herrschte Krieg in Namibia, meine Mutter, meine Schwester und ich lebten in einem Camp im Nachbarland Angola. Tuli Mekondjo – ich mag meinen Namen, er hat mich geprägt, ich identifiziere mich mit seiner Bedeutung. Mein Leben ist ein Kampf, wenn auch mittlerweile nicht mehr ein physischer, sondern eher einer, der im Kopf beginnt.“
Als Künstlerin widmet Tuli Mekondjo ihre Arbeit vor allem dem Kampf gegen die Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen, für Gleichberechtigung und eine Anerkennung der gesellschaftlichen Rolle, die Frauen in Namibia spielen. Als ich sie besuche, bereitet sie gerade eine Ausstellung vor. Überall in der Wohnung, die ihr auch als Atelier dient, liegen ihre Bilder verteilt. Die Leinwände sind aus mehreren Stücken zusammengenäht, die Nähte sichtbar, wie Narben. Die Farben meist gedämpft, teils schimmernd, die Textur uneben wie Rohleder.
„Diese Textur, all diese hellen, erhabenen Punkte sind Spuren von ‚Mahangu‘. Das ist ein Grundnahrungsmittel hier in Namibia. Eine Art Hirse, die in den meisten Dörfern angebaut, zu Mehl gemahlen und dann zu einer Art Porridge verarbeitet wird. Es ist ein Bezug zu meinen Wurzeln, dem Ovambo-Mädchen aus dem ländlichen Norden.
Kein Ort für ein ‚city girl‘
Und ich würdige damit meine Vorfahrinnen, die seit jeher auf den Feldern gearbeitet haben. Meine Mutter hat mich und meine Schwester nach Kriegsende oft mit in ihr Heimatdorf genommen. Dort gelten noch die alten Traditionen und Regeln. Du kannst nicht einfach sagen: ‚Ich bin jetzt ein ‚city-girl‘. Mit ist es wichtig, nie zu vergessen, woher ich komme.“
Im traditionellen Alltag auf dem Land sind Frauen nicht nur für die die Feldarbeit, sondern auch für Kinder, Küche und Haushalt zuständig. Ist ‚mahangu‘ also auch ein Kommentar zur gesellschaftlichen Rolle von Frauen in Namibia?
„Ganz genau. Wie wir beide wissen, übernehmen Frauen den Hauptteil der Arbeit. Nicht nur in Namibia, sondern auch in Sambia, Tansania, Uganda und so weiter. Überall in Afrika leisten Frauen die, für meinen Begriff, anstrengendste Arbeit. Sie bauen die Nahrungsmittel für die Familie an, sammeln Feuerholz und holen Wasser.
Rückgrat der Gesellschaft
Meine Arbeit ist eine Hommage an die Stärke aller afrikanischer Frauen. Sie schuften auf dem Feld, aber das manchmal vergeblich – wie jetzt angesichts der Dürre. Wenn die Ernte ausfällt, werden oft die Frauen dafür verantwortlich gemacht, manchmal erleben sie auch Gewalt, weil es heißt, sie seien faul. Dabei arbeiten sie hart. Die Frauen sind das Rückgrat unserer Gesellschaft.“
Frauenfiguren oder Gesichter sind teils deutlich auf ihren Bildern zu sehen, teils nur zu erahnen. Fotos, die sie mit einer speziellen Technik auf die Leinwand gebannt hat. Selbstportraits, Freundinnen oder Frauen, die ihr zufällig begegnet sind, die Feuerholz auf dem Kopf tragen oder ein Baby auf dem Rücken. Einige Gesichter sind mit Schleiern bedeckt, andere scheinen eine Art Heiligenschein zu haben.
„Letzteres ist eine Anspielung auf die Christianisierung Namibias, die Zeit, in der die Missionare in unsere Dörfer kamen. Die Frauen mussten damals ihre wunderschönen, kunstvollen Frisuren abschneiden und die Haare kurz tragen. Alle bekamen einen christlichen Namen. Es ist eine Erinnerung an den Verlust unserer Kultur. Als die Religion kam, verloren wir uns selbst. Wir müssen zurück an die Wurzeln.
Tod und Unterdrückung
Die Schleier symbolisieren, dass wir als Frauen zwar ein Teil der Gesellschaft sind, aber dass wir nicht wirklich gesehen werden, oder nicht so, wie wir wahrgenommen werden sollten. Es gibt diesen unsichtbaren Schleier, der unser wahres Gesicht verbirgt. Hinter dem Schleier stecken Stärke und Weisheit. Für mich symbolisiert er, was uns diese patriarchale Gesellschaft antut: Wir werden versteckt. Vielleicht, weil man unsere Stärke fürchtet. Der Schleier kann aber auch Tod und Unterdrückung repräsentieren.
Angst, zu einem Date zu gehen
Denn genau das passiert hier in Namibia ja momentan: Die Gewalt gegen Frauen nimmt zu. Viele haben schon Angst, überhaupt zu einem Date zu gehen. Frauen die sich von einem gewalttätigen Partner trennen wollen, werden umgebracht. Fast jede Woche lesen wir in der Zeitung, dass eine Frau von ihrem Liebhaber oder Ehemann umgebracht wurde.“
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