Äthiopien: Der Architekt Ahadu Abayneh gibt Baustoffen neues Leben, indem er sie recycelt

In der Hauptstadt des ostafrikanischen Äthiopien hält ein Bauboom seit Jahren an, dadurch geht viel historische Substanz verloren. Beim Bauen der neuen Hochhäuser wird viel Beton verwendet, bei der Produktion viel CO₂ ausgestoßen. Ahadu plädiert für die Wiederverwendung von Materialien.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
7 Minuten
Ein Haus aus Ziegelsteinen in einem üppig grünen Garten. Die Front ist aufgelockert, der Eingangsbereich setzt sich von einer Terrasse ab, deren Vordach von Säulen gestützt wird. ird

Wenn der äthiopische Architekt Ahadu Abayneh über das Bauen spricht, benutzt er viele Worte, die in diesem Zusammenhang zunächst überraschen. Musik und Harmonie zum Beispiel, Natur und sogar Reinkarnation. Um seine Ideen verständlich zu machen, legt er eine Schallplatte auf, die Komposition stammt von dem äthiopischen Komponisten Ashenafi Kebede. Beim Entwurf des Hauses habe er sich von dieser Musik inspirieren lassen, erzählt der Architekt. Ahadu lädt zum Zuhören ein, weist darauf hin, wie das Flötenstück mal lauter und mal leiser wird, das Tempo ebenfalls variiert.

Architektur, inspiriert durch musikalische Harmonie

„So ist auch die Raumfolge“, erklärt der Baumeister. „Mal gibt es nur ein Stockwerk, dann wird das Gebäude höher, und wieder tiefer. Die musikalischen Pausen sind die Freiflächen, die Sie hier und dort und auch da drüben sehen.“ Er verweist zudem auf das musikalische Konzept der Harmonie, also das Zusammenklingen verschiedener Tonfolgen in einer Ordnung. „In der Architektur versuche ich, dasselbe Prinzip anzuwenden“, erklärt Ahadu. „Von jedem Ort, an dem man in dem Haus steht, sieht man mehrere Räume, Höhen und Zwischenräume“. Herkömmliche, abgeschlossenen Zimmer gibt es nicht, alles öffnet sich zum nächsten. Selbst Mauern bedeuten keinen absoluten Abschluss, denn alle Räume öffnen sich zum Garten.

Der Architekt steht mit verschränkten Armen auf einer Dachterrasse, das Foto zeigt nur seinen Oberkörper. Er steht halb vom Betrachtenden abgewandt. Die hohe Stirn deutet auf seine reiferes Alter hin, der Blick ist selbstbewusst.
Der äthiopische Architekt Ahadu Abayneh baut bevorzugt mit wiederverwendeten, hochwertigen Materialien aus Häusern, die abgerissen wurden.
Zu sehen ist im Vordergrund ein Durchgangsraum, sowie eine offenbar umlaufende Empore. Der Raum im Vordergrund ist zwei Stockwerke hoch, die Räume im oberen Bereich hinter der Empore nur ein Stockwerk hoch. Es wurde viel Holz verbaut, außerdem grobe, unverputze Steine.
In diesen Privathaus gibt es viele unterschiedliche Ebenen. Der Architekt Ahadu Abayneh hat sich beim Entwurf von Musik inspirieren lassen, er vergleicht die verschiedenen Ebenen mit den Höhen und Tiefen in der Musik.
Im Vordergrund und im Zentrum des Fotos sind Gebäude mit abgerundeten Ecken zu sehen, wie sie in den 1950er und 1960er Jahren typisch waren. Am linken Bildrand ein Hochhausturm mit verspiegelter Fassade.
In der Innenstadt der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba stehen ein paar der alten Gebäude aus den 50er und 60er Jahren noch zwischen den neuen Hochhaustürmen.
Ein Cafe im Art Deco - Stil: Man sieht einen Bereich, der mit Säulen abgegrenzt ist, oben leicht gebogene Durchgänge. gene
Äthiopien war nie eine Kolonie, aber Teile vor dem zweiten Weltkrieg unter italienischer Besatzung. Das faschistische Italien versucht, dort seine architektonischen Vorstellungen umzusetzen, es entstanden Gebäude im Art Déco-Stil.
Zu sehen sind im Hintergrund zwei Hochhäuser im Rohbau, an denen immer noch Kräne stehen. Im Vordergrund mehrere hohe Häuserblocks, die wie Wohnblocks aussehen.
Der Bauboom in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba hält seit einigen Jahren an.
Eine Skyline aus mehreren Hochhäusern.
Die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba hat durch den Bauboom der vergangenen Jahre eine Skyline bekommen.
Zu sehen sind unverputzte Ziegelsteine, darin einer hölzerner Fensterrahmen. Der Blick geht auf einen Pflanztopf im Garten mit einer blühender Pflanze, dahinter ein Busch. Im Vordergund ein hölzernes Telefontischchen, auf dem zwei sehr große, vermutlich historische Festnetztelefone stehen.
Die Steine, die in diesem Privathaus in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba verbaut wurden, stammen alle aus Häusern, die abgerissen wurden. Der Architekt Ahadu Abayneh hat viele Fenster so angebracht, dass sie als „Bilderrahmen“ für einen Blick in den Garten dienen.
Durch eine offene Glastür fällt der Blick in einen Innenhof. Er ist mit Gras bewachsen und hat eine eigene kleine Terrasse. Auf der Rückseite des Innenhofes ist eine weitere, zweiflügelige Glastür zu sehen, der Innenhof ist also auch von dem gegenüberliegenden Zimmer aus zu betreben.
In diesem Privathaus in Addis Abeba sind Innen- und Außenräume möglichst miteinander verbunden. Der Architekt Ahadu
Mehrere Grünpflanzen stehen in Töpfen im Innenraum, oder auf einer Art Terrasse. Im Hintergrund ist das Grün des Gartens zu sehen.
Der äthiopische Architekt Ahadu Abayneh baut gerne so, dass Innen- und Außenräume einander durchdringen. So auch in diesem Privathaus in der Hauptstadt Addis Abeba: Topfpflanzen im Inneren holen die (gezähmte) Natur in den Innenbereich.
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