Arbeiten und promovieren

Beate Söntgen und Susanne Leeb konzipierten das innovative Studienprogramm PriMus

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Zwei Frauen mittleren Alters lächeln vor einem Bücherregal in die Kamera.

Den Zauberberg entzaubern? Die Literaten-Familie Mann als Marke verstehen? Ira Klinkenbusch will die publizistischen, politischen und privaten Vernetzungen von Thomas und Heinrich, Erika, Klaus und Golo Mann transparent machen. Die junge Literatur- und Kulturwissenschaftlerin spricht von Repräsentationsstrategien und Inszenierungspraktiken. In ihrer Dissertation wird sie untersuchen, wie die Manns das Bild der politisch aktiven Intellektuellenfamilie in der Öffentlichkeit etablieren konnten. Das Thema hat die 27-Jährige zusammen mit dem Buddenbrookhaus in Lübeck, auch „Thomas und Heinrich Mann-Zentrum“ genannt, entwickelt. Sie kann sicher sein, dass ihre Doktorarbeit nicht im Regal verstauben wird, sondern in einer ausführlichen Ausstellung mit der entsprechenden Resonanz mündet. Darüber wird sich wiederum das kleine, aber feine Literaturmuseum an der Ostsee freuen.

Ira Klinkenbusch ist eine von sechs Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftlern, die für das Forschungsprojekt „Promovieren im Museum“ (PriMus) an der Leuphana Universität in Lüneburg ausgesucht wurden. Das Museumsvolontariat wird dabei verknüpft mit einem Forschungsauftrag, der von der Universität und dem Museum begleitet wird. Es ist eine Form der dualen Ausbildung, wie es sie in anderen Bereichen schon gibt. Das Programm validiere dieses Ausbildungsmodell, sagt Beate Söntgen, Professorin für Kunstgeschichte über PriMus, weist also wissenschaftlich nach, dass es die gewünschten Ergebnisse bringt. Söntgen hat das Projekt gemeinsam mit ihrer Leuphana-Kollegin Susanne Leeb, Professorin für Zeitgenössische Kunst, ins Leben gerufen.

Wer bislang ein Volontariat im Museum anstrebte, hatte ohne Doktortitel meist keine Chance. Gleichzeitig sind die Ansprüche an die Promotionen in den Geisteswissenschaften in Deutschland mitunter außergewöhnlich hoch. Fächer wie Kunstgeschichte oder Kunstwissenschaft haben sich gerade aufgrund der unterbrochenen Verbindung von Theorie und Praxis zu theorielastigen Wissenschaften entwickelt, während Museumskuratoren neben Sonderausstellungen und der Erforschung ihres Bestandes kaum mehr Zeit aufbringen, sich mit neuen Ansätzen ihrer Disziplin auseinanderzusetzen.

Duale Ausbildung für Geisteswissenschaftler

Vor rund zweieinhalb Jahren begannen Beate Söntgen und Susanne Leeb über das Konzept nachzudenken. „Bei den Museen sind wir mit unserer Idee gleich auf Begeisterung und Zustimmung gestoßen“, sagt Beate Söntgen. Von Museen im In- und Ausland erhielten sie für ihren Antrag zahlreiche Stellungnahmen, die zeigten, wie groß der Bedarf ist. Es seien andere, praktische Hürden wie Versicherungs- und Finanzierungsfragen gewesen, die sich dem Projekt zeitweise entgegenstellten. Es gelang der Leuphana-Vizepräsidentin für Forschung und Humanities mit ihrer Idee in das Förderprogramm „VIP+“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) aufgenommen zu werden und damit eine komfortable Grundlage für das auf drei Jahre angelegte Projekt zu schaffen. VIP+ soll technologische und gesellschaftliche Innovationspotenziale erschließen, also Forschungsergebnisse in der Praxis erproben. Erst seit kurzem ist dieses Programm auch für die Geisteswissenschaften offen.

Das Foto zeigt eine junge Frau vor einer Fototapete, die ein altes Arbeitszimmer mit Schreibtisch und vielen Papieren zeigt.
Die PriMus-Studentin Ira Klinkenbusch hat sich schon während ihres Studiums mit Literatur im Museum befasst. Nun hat sie ein Praktikum am Buddenbrookhaus in Lübeck absolviert.
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