Tödliche Masern: Analyse eines Ausbruchs der Infektionskrankheit in Niedersachsen

Vor genau fünf Jahren kam es zu einem ungewöhnlichen Masernausbruch in Hildesheim. Eine junge Mutter starb. Fachleute stufen ihren Tod als vermeidbar ein. Jetzt legten sie eine genaue Analyse der Ereignisse vor.

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Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Masern-Virus, hier gelb angefärbt.

Fast gleichzeitig mit dem Fieber, den Kopfschmerzen und den Magen-Darm-Beschwerden bekam die 33-Jährige den typischen Hautausschlag: Hellrote, drei bis sechs Millimeter große Flecken, die sich vom Gesicht aus über den ganzen Körper ausbreiteten. Drei Tage später war die fünffache Mutter aus Hildesheim tot. Ursache war eine schwere Lungenentzündung aufgrund der Infektion mit dem Masernvirus. Zwei ihrer Kinder hatten das Virus aus der Schule mitgebracht. Bis auf die älteste Tochter war keines der Kinder gegen die Masern geimpft.

„Die ganze Familie war nicht geschützt. Wären die Kinder geimpft gewesen, hätte sich die Mutter vermutlich nicht angesteckt und würde noch leben“, sagt Annette Mankertz, Leiterin des Nationalen Referenzzentrums für Masern, Mumps und Röteln am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. Gemeinsam mit Fachleuten des Gesundheitsamtes Hildesheim, des Brandenburgischen Instituts für Rechtsmedizin sowie mit einem Forensiker der Medizinischen Hochschule Hannover hat Mankertz den Hildesheimer Masernausbruch mit insgesamt 43 Erkrankungen und einem Todesfall analysiert. Die Ergebnisse sind jetzt im International Journal of Medical Microbiology nachzulesen. Sie liefern interessante Erkenntnisse über eine Krankheit, die es in Deutschland und auch weltweit eigentlich nicht mehr geben müsste.