Präzisionsastronomie auf dem Wendelstein

Ein neuartiges Laserlineal zur Suche nach Exoplaneten

11 Minuten
Bild von einem Tal mit blauem Himmel

Auf dem Wendelstein in den bayerischen Voralpen betreiben die Astronomen der Münchener Universitätssternwarte ein modernes Observatorium unter Weltklassebedingungen. Dank einer neuen Messtechnologie werden sie dort bald Sternenlicht nach Signalen von erdähnlichen extrasolaren Planeten durchforsten. Ende Oktober 2016 wurde das Observatorium mit einem Laserfrequenzkamm versehen. Die Ausrüstung für das Instrument ist so sperrig, dass sie mit einem Hubschrauber auf den Berg transportiert werden musste. Weltraumreporterin Felicitas Mokler hat die Forscher auf dem Wendelstein an jenem Tag besucht. Inzwischen sind fast alle Tests abgeschlossen, so dass die Astronomen bald mit wissenschaftlich verwertbaren Beobachtungen beginnen können.

Es ist noch dunkel. Im Osten des Münchener Großstadthimmels sind die schmale Sichel des abnehmenden Monds und Jupiter zu sehen. Am 26. Oktober 2016 begleite ich Arno Riffeser von der Universtätsternwarte München (USM) auf den Wendelstein. Dieser Tag ist ein besonderer für die Astronomen der USM: Ihr Observatorium soll ein neues optisches Instrument, einen Frequenzkamm, bekommen. Mit diesem „optischen Lineal“ versehen wird der dortige Spektrograf bald einer der genauesten der Welt sein. Die Forscher wollen damit besonders kleine – und damit potenziell erdähnliche – Exoplaneten aufspüren. Riffeser selbst sucht am Wendelstein-Observatorium nach Dunkler Materie und betreut das Studentenpraktikum der USM.

Während der Fahrt auf der Autobahn gen Süden hebt sich vor dem rosa-violett durchtränkten Himmel die Alpensilhouette ab. Es verspricht, ein sonniger, ruhiger Spätherbsttag zu werden. Beste Bedingungen also, um das neue Gerät per Helikopter auf den Wendelstein zu bringen. Denn dazu sind gute Sicht und ruhige Luft Voraussetzung. Der erste Versuch wenige Tage zuvor war an den Witterungsbedingungen gescheitert.

Auf dem 1838 Meter hohen Berg im Mangfallgebirge betreiben die Astronomen der Münchener Universitätssternwarte (USM) ein Observatorium. Mit dem neuartigen optischen Lineal, einem so genannten Frequenzkamm, versehen wird der dortige Spektrograph künftig einer der genauesten der Welt sein.

Klare Höhenluft

Gegen 8.15 Uhr treffen wir an der Seilbahnstation in Bayrischzell-Osterhofen die Doktorandin Hanna Kellermann und einige ihrer Kollegen. Kellermann ist dafür verantwortlich, den Laserfrequenzkamm am Observatorium einzubauen. Mit der Gondel geht es am Südwesthang dem Gipfel entgegen. Der Wendelstein ist ein recht steiler Berg. Das kommt den Astronomen sehr gelegen: »Anders als flaches Land oder sanfter ansteigende Hänge sind wir mit unserem sehr steilen Gipfel weit oberhalb der Turbulenzen, welche durch das Aufheizen des Bodens im Tal entstehen und bei Beobachtungen so störende Luftunruhe verursachen könnten«, erläutert Arno Riffeser.

Aussicht in ein Tal mit blauem Himmel.
Traumhafte Aussicht vom Wendelstein am Morgen des 26.10.2016.
Das Fraunhoferteleskop
Das Fraunhoferteleskop mit einem 2-Meter-Spiegel auf dem Wendelsteinobservatorium der Universitätssternwarte München.
Hubschrauber in einem Tal.
Der Hubschrauber mit Frequenzkamm im Anflug.
eine Gruppe von Menschen auf einem Berg [AI]
In der an dem Hubschrauber hängenden Kiste befindet sich das neue optische Instrument, der Frequenzkamm.
Fracht wird von Hubschrauber geladen.
Der Hubschrauberpilot hat die Kiste mit der wertvollen Fracht zielgenau auf einer nur wenige Quadratmeter großen Plattform abgesetzt.