Wie weit ist der Weg, bis das Menschenrecht auf sauberes Wasser weltweit Wirklichkeit ist?

Bis 2030 soll laut Vereinten Nationen kein Mensch mehr verschmutztes Wasser trinken müssen. In den ärmsten Ländern muss dafür noch viel passieren – aber auch bei uns

von Ilse Huber
13 Minuten
Ein Tanklastwagen fährt auf einer sandigen Straße durch die südsudanesiche Stadt Dschuba. Der Tank trägt die Aufschrift „Clean Drinking Water“, sauberes Trinkwasser. Vor dem LKW stehen Passantinnen.

Am 28. Juli 2010 formulierten Vertreterïnnen von mehr als 160 Staaten in der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York ein neuartiges Menschenrecht. Sie ergänzten die traditionellen Rechte in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte um ein “Recht auf Zugang zu sauberem Wasser.”

Dieses neue Recht sei essentiell dafür, ein gutes Leben zu führen und andere Menschenrechte – etwa die Meinungs- oder die Bewegungsfreiheit – überhaupt wahrnehmen zu können, erklärten die Staaten in der UN-Resolution 64/292.

Ohne sauberes Wasser, so die Botschaft, ist für uns Menschen alles nichts. Deshalb versprachen die Staaten, massiv Geldmittel und andere Ressourcen dafür aufzubringen, um das neue Menschenrecht zu garantieren.

In den vergangenen Jahren haben Hunderte Millionen Menschen von diesen Bemühungen profitiert. Dennoch haben weiterhin 2,2 Milliarden Menschen weltweit keinen gesicherten Zugang zu sauberem Wasser, was bedeutet, dass der Alltag von der Suche nach sauberem Wasser und oftmals auch von Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser entstehen, geprägt ist. 785 Millionen Menschen verfügen noch nicht einmal eine Grundversorgung. Sie holen ihr Wasser direkt aus Brunnen und Flüssen oder haben einfach nicht genug Wasser.

Was die Staaten 2010 nicht zustandebrachten, war ein einklagbares, garantiertes Recht auf Wasser. Das weltweit einzige völkerrechtlich verbindliche Instrument zum Thema Wasser und Gesundheit ist das Übereinkommen zum Schutz und zur Nutzung grenzüberschreitender Wasserläufe und internationaler Seen.

Ein real umgesetztes universelles Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser bleibt einstweilen ein Ziel: Bis zum Jahr 2030, so das sechste der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, soll sich kein Mensch auf der Erde mehr Sorgen machen müssen, täglich zu sauberem Wasser zu kommen.

Ausreichend viel, sicher und zugänglich

Doch das wirft eine große Frage auf: Was ist überhaupt “sauberes Wasser”? Ab wann gilt Wasser als verschmutzt, ab wann als genießbar, und wann eben als wirklich sauber?

Die Weltgesundheitsorganisation WHO unterscheidet bei der Trinkwassergüte chemische, mikrobielle, radiologische und geschmacklich-optische Kriterien.

  • Sicheres Trinkwasser ist für Essen, Trinken und persönliche Hygiene geeignet, bei Bedarf jederzeit verfügbar und frei von Kontaminationen.
  • Eine Grundversorgung erfolgt dann, wenn eine geschützte Trinkwasserquelle innerhalb von 30 Gehminuten erreichbar ist.
Eine junge Demonstrantin reckt die Faust in die Höhe, während neben ihr eine Frau ein Schild mit der Aufschrift „Water is a human right“ in die Höhe hält.
Newark, USA: Ende August 2019 demonstrierten Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt in New Jersey gegen die festgestellte Verschmutzung ihres Trinkwassers. Sie wiesen dabei auf die weltbekannte Wasserkrise in der US-Stadt Flint hin.
Auf der Weltkarte ist besonders Afrika übergroß zu sehen, während Nord- und Südamerika sowie Europa sehr klein dargestellt sind.
Erdregionen mit schlechtem Zugang zu sauberem Wasser sind in dieser Darstellung im Vergleich zu ihrer eigentlichen Fläche vergrößert. Je größer ein Land im Verhältnis zu seiner natürlichen Größe, desto mehr Menschen fehlt Zugang zu sauberem Trinkwasser.
An einem bewaldeten Abhang befindet sich ein steinernes Tor in die Schächte der Wiener Wasserversorgung. Daneben stehen zwei Fahnen.
In Kaiserbrunn hat die Wasserversorgung der österreichischen Hauptstadt ihren Ursprung. Die Infrastruktur wird aufwändig gepflegt, die Naturgebiete, aus denen das Wasser kommt, sind geschützt.
Lalibela, Äthiopien: Ein Mädchen trägt in einer ausgetrockneten Landschaft einen Kanister mit Wasser auf ihrem Rücken über ein Feld zu ihrem Zuhause.
Wenn eine sichere Wasserversorgung fehlt, müssen Menschen das kostbare Nass oftmals von weither nachhause tragen, wie dieses Mädchen 2019 in Lalibela, Äthiopien.
Luftaufnahme eines Bergbaugebiets. Die Oberfläche ist bis zum Horizont aufgerissen, trübe Abwässer gelangen in einen Fluss.
Bergbau bringt viele gesundheitsgefährliche Stoffe an die Oberfläche und oftmals auch ins Trinkwasser. In der peruanischen Region Madre de Dios tobt seit langem ein Streit um Quecksilber, das aus Bergbau ins Wasser gelangt und dort Fische belastet, die der indigenen Bevölkerung als Nahrung dienen.
Die Bakterien haben die Form länglicher Tabletten mit runden Enden, gezeigt wird eine kleine Ansammlung.
Gefürchtet und weit verbreitet: Elektronenmikroskopische Aufnahme des Bakteriums Escherichia coli mit 6836-facher Vergrößerung.
Eine Frau hat ein Baby im Arm und einen Löffel in der rechten Hand, den sie an den Mund des Kindes führt.
Eine Mutter aus Bangladesch versucht ihrem Kind, das unter Durchfall leidet, Nährstofflösung einzuflössen.
Eine Landschaft mit zahlreichen kleinen Tümpeln vor einem Dorf und Hügeln.
Intelligentes Landmanagement ist der Schlüssel zu einer sicheren Wasserversorgung. In der offiziellen „Zhaodi-Feuchtgebietsregion“ im Kreis Anlong in der chinesischen Provinz Guizhou wird der Schutz von Feuchtgebieten groß geschrieben.