Trump gibt Tiefsee-Bergbau frei: Zweifel am großen Rohstoff-Versprechen

US-Präsident Donald Trump gibt per Präsidialerlass mit der Tiefsee das letzte großflächig unberührte Naturrefugium der Erde zur Ausbeutung frei. Doch wie unverzichtbar sind die Tiefen der Weltmeere wirklich für die Gewinnung von Rohstoffen für die Energiewende und die Produktion von Hightech-Produkten?

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Foto einer weißlichen Koralle

Während die internationale Staatengemeinschaft seit Jahrzehnten darüber streitet, ob die Tiefsee im Rennen um Rohstoffe für den wachsenden Hunger nach Hightech-Produkten ausgebeutet werden darf, schafft US-Präsident Donald Trump jetzt im Alleingang Fakten, so wie es auch in anderen Bereichen tut.

In der vergangenen Woche unterzeichnete er eine Executive Order, mit der er der kanadischen Firma „The Metals Company“ den baldigen Beginn des kommerziellen Tiefseebergbaus in internationalen Gewässern ermöglicht.

Die Firma versucht seit Jahren, Mini-Staaten wie Nauru zu beeinflussen, sodass sie die Ausbeutung des letzten großflächig unberührten Naturrefugiums des Planeten genehmigen – bislang aber erfolglos. Während Trumps Entscheidung nun möglicherweise ein Wettrennen um die Rohstoffe auf dem Meeresgrund und eröffnet und der Zerstörung wertvollster Ökosysteme Tür und Tor öffnet, zweifeln nicht nur Wissenschaftler daran, dass sich die damit verbundenen Hoffnungen auf einen Rohstoffboom erfüllen.

Tausende unbekannte Arten leben in der Tiefsee

Die Tiefsee ist der älteste und größte Lebensraum der Erde – und das mit Abstand am wenigsten erforschte Ökosystem. Was dank neuer Technologien aus den bislang unzugänglichen Tiefen ans Tageslicht kommt, ist oft spektakulär. Kein Sauerstoff, enormer Druck, Dunkelheit und doch wimmelt es mancherorts förmlich vor Leben. Zwischen 6000 und 8000 verschiedene Arten von Vielzellern, dazu Fische, Korallen, Schwämme, Krustentiere und Muscheln kommen hier vor – sogar Haie und Wale nutzen die tiefsten Schichten der Weltmeere bis hin zum Meeresboden.

Doch diese letzten, weitgehend unberührten Refugien der Natur auf dem Planeten sind bedroht. Denn neben Tieren und andere Lebewesen finden sich dort zuhauf auch mineralische Rohstoffe. Für die gibt es einen weltweit wachsenden Markt. Ob Windräder, Solarpaneele, Elektroautos oder Kommunikationstechnik – sie alle sind auf Mineralien angewiesen. In der Tiefsee finden sich mit Kobalt, Kupfer, Mangan und Nickel vier bedeutsame Grundstoffe für die Energie- und Verkehrswende.

Dunkle Knollen auf hellem Meeresboden verteilt.
Manganknollen auf dem Meeres­boden in der Clarion-Clipperton-Zone, aufgenommen während einer Expedition des Forschungsschiffs „Sonne“ 2015.
Greifarm eines deutschen Meeresforschungsgeräts in der Clarion Clipperton Zone mit einer Manganknolle, auf der eine Koralle wächst.
Griff nach Rohstoffen: Deutsche Forscher haben diesen Roboter dabei gesteuert, eine Manganknolle festzuhalten, auf der eine Koralle wächst.
Weißes Elektroauto an der Ladesäule in einer Stadt.
Der Bedarf an kritischen Rohstoffen wird durch den Ausbau der Elektromobilität weiter steigen.
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