Konflikt mit Vorgeschichte: Wie Frankfurt seit langem vom fernen Vogelsberg lebt

Ohne Wasser aus der hügeligen Region hätte die Finanzmetropole nicht so stark wachsen können. Doch die Menschen wehrten sich von Anfang an gegen den Export.

vom Recherche-Kollektiv Countdown Natur:
4 Minuten
Schild Wasserschutzgebiet vor einem abgeernteten Getreidefeld und einem Waldsaum

Frankfurt am Main und das Rhein-Main-Gebiet sind auf Trinkwasser aus weit entfernten Gegenden angewiesen. Das schafft auch Spannungen, denn wenn zu viel Wasser abgepumpt wird, sinkt der Grundwasserspiegel. In der Region Vogelsberg schaut man besonders skeptisch auf den großen Durst der Finanzmetropole – und das schon länger.

Angefangen hat die Suche nach auswärtigen Ressourcen für Frankfurter Trinkwasser im 19. Jahrhundert, wie die Forscher und Buchautoren Thomas Kluge und Engelbert Schramm recherchiert haben.

Die Bevölkerung der Stadt wuchs damals schnell. Die neuen Frankfurterïnnen brauchten mehr sauberes Wasser als die Stadt hatte. „Die Frage der Wasserversorgung der Stadt duldet keinen Aufschub endlicher Lösung“, machte 1869 Oberbürgermeister Daniel Heinrich Mumm von Schwarzenstein in der Stadtverordnetenversammlung deutlich. Eine Wasserleitung zu fernen Quellen musste her.

Schon vier Jahre zuvor hatten der Arzt Georg Kerner und der Ingenieur Peter Schmick vorgeschlagen, eine Fernleitung zum Vogelsberg zu bauen, „von deren Ausführung eine Wasserversorgung von seltener Vollkommenheit erwartet werden darf.“ Im Vogelsberg, zig Kilometer nordöstlich von Frankfurt, gab es viel sauberes Quellwasser.

Straßenschild Wasserleitungsweg
Die Fernwasserleitung, die Trinkwasser von weit her, aus Vogelsberg und Spessart, in die Stadt führt, ist für Frankfurterïnnen eines eigenen Straßennamens würdig.
Hostorsiche Karte von 1909 zeigt den Verlauf der Wasserleitung aus Vogelsberg und Spessart nach Frankfurt.
Fernwasserleitung im Jahr 1909. Bei der Erschließung der ersten Quellen für die Fernleitung nach Frankfurt achteten die Wasserwerks-Ingenieure und Techniker darauf, dass sie nicht auffielen bei den Bewohnerïnnen im Vogelsberg.