TV-Aktion gegen den Großen Bruder Putin: „Sie können uns nicht alle wegsperren“

Der russische Präsident will die Unwissenheit der Bevölkerung zu seiner Stärke machen. Die Journalistin Marina Owsjannikowa hat dies mit ihrer mutigen TV-Aktion durchkreuzt

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Eine Frau (Marina Owsjannikowa) spricht in die Mikrofone von Journalisten, die sie umringen.

Wer den Roman „1984” von George Orwell gelesen hat, fühlt sich angesichts solcher Szenen unweigerlich an die dystopische Handlung dieses Buchs erinnert. Der englische Schriftsteller beschrieb darin einen totalitären Überwachungsstaat, deren Parteielite – angeführt von einem mysteriösen „Großen Bruder” – in großem Umfang Geschichtsfälschung betreibt und jede private Meinung unterdrückt. Wer auf der Suche nach der realen Vergangenheit ist oder es wagt, Kritik zu üben, gerät in die Fänge der Gedankenpolizei und wird einer erbarmungslosen Gehirnwäsche unterzogen.

Orwells Buch beschrieb eine Fiktion. Heute erleben wir in Russland eine traurige Realität.

Im russischen TV-Sender Kanal 1, einem Sprachrohr von Präsident Wladimir Putin, verliest Sprecherin Jekaterina Andrejewa am 14. März kurz nach 21 Uhr Moskauer Zeit gerade ihre Meldungen in der Nachrichtensendung „Wremja” („Zeit”), als hinter ihr eine Frau ins Bild springt und ein großes Plakat in die Kamera hält. „No War. Stoppt den Krieg. Glaubt nicht der Propaganda. Hier werden Sie belogen”, steht drauf.