Ehe für alle in Chile: Ein großer Schritt für LGTBIQ-Rechte in Südamerika

Anfang Dezember hat das Parlament das Gesetz für gleichgeschlechtliche Ehe verabschiedet – als neuntes Land in Lateinamerika. Damit wird auch das Recht auf Elternschaft anerkannt. Viele Familien und Paare atmen auf.

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Vier Frauen und zwei Kinder lachen in die Kamera.

Der dreijährige Maximiliano hat zwei Mütter. Aber legal anerkannt ist bisher nur seine biologische Mutter Rossana Malchuk. „Wenn mir etwas zustoßen würde, dann wäre Maximiliano rechtlich ein Waisenkind, weil Inés nicht als Teil seiner Familie anerkannt wird“, sagt sie. „Ich habe keine Möglichkeit, meinen Sohn zu beschützen. Und er kann auch nichts von mir einfordern, Unterhaltszahlungen zum Beispiel“, fügt Inés Espinosa hinzu, Maximilianos zweite Mutter.

Rossana Malchuck und Inés Espinosa sind seit neun Jahren ein Paar. 2017 haben sie eine eingetragene Lebenspartnerschaft unterschrieben. Diese enthält aber nicht das Recht auf Elternschaft. Deshalb waren die beiden zwar als Paar rechtlich anerkannt, aber nicht als Familie mit ihrem Sohn Maximiliano. Das wird sich jetzt ändern.

Zwei Frauen spielen mit ihrem Sohn.
Das neue Gesetz für gleichgeschlechtliche Ehe erkennt Rossana Malchuck, Inés Espinosa und ihren Sohn Maximiliano als gleichberechtigte Familie an.

Eine eindeutige Mehrheit

Am 7. Dezember hat das chilenische Parlament das Gesetz für gleichgeschlechtliche Eheschließungen verabschiedet. 82 Abgeordnete stimmten dafür und 20 dagegen. Chile ist damit das neunte Land auf dem amerikanischen Kontinent, das die Ehe für alle legalisiert. Derzeit ist sie in Argentinien, Brasilien, Kanada, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador, USA, Uruguay und in 32 Bundesstaaten Mexikos anerkannt.

Zwei Hände mit verschränkten Fingern
Viele diverse Familien warten seit Jahren auf das Gesetz für gleichgeschlechtliche Ehe.

„Jetzt wird unsere Familie endlich die gleichen Rechte haben wie alle anderen Familien im Land“, sagt Espinosa. Die beiden Frauen planen schon ihre Hochzeit. „Bei der Lebenspartnerschaft habe ich Inés um ihre Hand gebeten. Jetzt warte ich darauf, dass sie mir dieses Mal den Antrag macht“, sagt Malchuck und beide lachen, während sie sich verliebt in die Augen schauen.

„Amor es amor“ – „Liebe ist Liebe“, war der Spruch, mit dem die LTBIQ-Community in Chile das neue Gesetz feierte. Das Gesetzesprojekt war bereits vor vier Jahren dem Parlament vorgelegt worden, während der Amtszeit der Ex-Präsidentin Michelle Bachelet. Doch seine Verabschiedung war immer wieder am Widerstand konservativer Abgeordneter gescheitert. Die Bevölkerung spricht sich einer Umfrage zufolge zu 70 Prozent für gleichgeschlechtliche Ehe und Adoptionsrecht aus.

Zwei Frauen sitzen nebeneinander auf einer Couch, eine schaut die andere verliebt von der Seite an.
Rossana Malchuck und Inés Espinosa sind seit neun Jahren ein Paar – jetzt können sie endlich heiraten.
Eine Frau sitzt an ihrem Schreibtisch und tippt auf der Tastatur ihres Laptops.
Isabel Amor setzt sich seit vielen Jahren für LTBIQ-Rechte in Chile ein.
Eine Gruppe von Menschen im Regierungspalast steht versammelt um einen Tisch, auf dem das Gesetz für gleichgeschlechtliche Ehe unterschrieben wurde.
LGTBIQ-Organisationen, diverse Familien und Politiker:innen feiern im Regierungspalast La Moneda die Verabschiedung des Gesetze für gleichgeschlechtliche Ehe.
Ein Dreijähriger spielt mit bunten Holzbuchstaben.
Der dreijährige Maximiliano hat zwei Mütter, aber nur eine ist gesetzlich anerkannt – mit dem Gesetz für gleichgeschlechtliche Ehe wird sich das ändern.
Der Regierungspalast in Santiago de Chile ist in Regenbogenfarben erleuchtet.
Am Tag der Verabschiedung des Gesetzes für gleichgeschlechtliche Ehe erstrahlt der Regierungspalast La Moneda in Santiago de Chile in Regenbogenfarben.