Kidical-Mass-Demos am Wochenende: Sie verlangen mehr Platz und Sicherheit für Kinder auf der Straße

Das bundesweite Bündnis Kidical Mass fordert eine kindgerechte Straßenverkehrsplanung und einen schnellen kinderfreundlichen Umbau der Straßen

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Erwachsene und Kinder radeln auf der gesamten Breite der Fahrbahn

„Kinder dürfen nicht mit dem Rad zur Schule kommen“: als Line Jungbluth das Schreiben der zukünftigen Grundschule ihrer Kinder in den Händen hielt, konnte sie es kaum glauben. Jahrelang war sie mit ihnen per Rad und Laufrad zur Kita gefahren – auf Gehwegen oder geschützten Radwegen. Seit ihrem Umzug von Hannover zurück in ihre Heimatstadt Remscheid im Bergischen Land war das nicht mehr so einfach.

In Remscheid sind Radwege Mangelware und Fußwege häufig von Autos zugeparkt. Insbesondere kleineren Kindern, die auf dem Fußweg radeln, fehlt oftmals der Platz. Dass es ihnen obendrein noch verboten wird, wollte die Ärztin nicht hinnehmen. Im Gegenteil: sie wollte die Bedingungen für die Jüngsten verbessern. Mit einer Gruppe von Eltern und Radfahrenden rief sie im Frühjahr 2022 zur ersten Kidical Mass Remscheids auf, einer Familien-Fahrraddemo.

Die Remscheider Gruppe gehört zu der schnell wachsenden Kidical-Mass-Bewegung in Deutschland. An 200 Orten stiegen im vergangenen Jahr 90.000 Erwachsene, Kinder und Jugendliche aufs Rad, um für eine bessere Verkehrsinfrastruktur für Minderjährige zu demonstrieren. Sie alle fordern ein reformiertes Straßenverkehrsrecht, das die Sicherheit von Kindern in den Mittelpunkt stellt. In diesem Jahr geht ihr Protest weiter. Für kommendes Wochenende sind bundesweit Hunderte Kidical-Mass-Demos angekündigt.

„Seit Jahren wird von der Verkehrswende geredet, doch es passiert viel zu wenig. Wir passen unsere Kinder an eine Umwelt mit immer mehr Autos an, anstatt unsere Straßen an die Bedürfnisse der Kinder anzupassen“, sagt Simone Kraus. Das wollte sie nicht länger hinnehmen. Mit ihrem Partner, Steffen Brückner, gründete die Kölnerin das bundesweite Kidical-Mass-Aktionsbündnis mit.

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