Besuch bei Professor Splash

Bericht von der Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes 2017

6 Minuten
Das Foto zeigt ein Mädchen im Führerhaus eines Spielplatz-Krans, während ein anderes Kind ein Fass bereit stellt.

Smartphone-Fasten gilt als cool, viele sehnen sich nach Entschleunigung, Kinder sollen nicht am Laptop, sondern ein Instrument spielen, damit die Hirnhälften sich besser vernetzen. Da wirkt es beinahe anachronistisch, wenn die Museen ihre Zukunft in der digitalen Aufrüstung sehen. Die Medienkunst hat ihre besten Zeiten hinter sich, avancierte Virtual-Reality-Projekte sind Sache von Spezialisten im Silicon-Valley, und dass sich der linke Präsidentschaftskandidat Jean-Luc Mélenchon im Wahlkampf per Hologramm vervielfältigte, hat ihm auch nicht zur französischen Präsidentschaft verholfen. Vernetzung statt Kontemplation, twittern statt schreiben, klicken statt zeichnen. Wer will das eigentlich, und wozu ist das gut?

Eine neue Generation von Blogger*innen und Museumsmitarbeiter*innen hat sich auf Twitter zu einer gut vernetzten Community formiert und fordert mehr digitale Museumsaktivitäten. „Jetzt sind die Jungen dran: Ideen Slam. Junge Museumskollegen setzen Impulse für das #Museum der Zukunft“, twitterte Marisa Schiele @museumswissen noch bevor der Programmpunkt begonnen hatte. Die Würzburger Master-Studentin war eine von rund 300 Teilnehmer:innen, die an der Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes in Berlin teilnahmen. Der Tagungstitel „digital. ökonomisch. relevant. Museen verändern sich“ signalisiert, dass der Verband nach vorne schaut.

Museen werden von der Politik in die Pflicht genommen

Ein großes Problem des Museumsbundes ist die Vielfalt der 6710 Museen in Deutschland. Nicht alles passt für alle. Die Kunstmuseen machen nur knapp 10 Prozent aus. Im Otto-Braun-Saal der Staatsbibliothek saßen Vertreter von Geschichts- und Technikmuseen, von kulturhistorischen und naturhistorischen Sammlungen, von Freilicht- und Schlossmuseen oder der zahlreichen Spezialmuseen wie das Richard-Wagner-Museum in Bayreuth oder das Uhrenmuseum in Furtwangen.

Aber alle Museen werden derzeit von der Politik in die Pflicht genommen. Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, bescheinigte den Museen in seinem Grußwort, dass sie „eine zentrale Bedeutung“ für Deutschland hätten. Sie sollen jedoch nicht mehr nur sammeln, bewahren, ausstellen und vermitteln, sondern – O-Ton Parzinger – interkulturelle Bildung leisten und den digitalen Umbruch der Gesellschaft für die Besucherbindung nutzen. Im Deutschen Historischen Museum erklärten jetzt schon vom Bürgerkrieg geflohene Syrer koreanischen Touristen das Phänomen der Trümmerfrauen, wie Parzinger beispielhaft hervorhob.

Das Foto zeigt ein Blatt Papier; darauf zu sehen sind mit Filzstift gezeichnete Figuren und notierte Sätze. In der Mitte steht: Ideen-Slam.
Let me entertain you – Graphic Reporting von Gabriele Schlipf während der Tagung des Deutschen Museumsbundes 2017
Mehrere Menschen stehen auf einem Podium, im Hintergrund ist eine große Videoleinwand zu sehen.
Volontäre von der DASA intergierten Games in ihre Ausstellung „Wie geht's“.
Das Foto zeigt einen Vortragssaal aus der Perspektive des Zuschauers. Hinter einem Rednerpult steht eine junge Frau.
Die junge Museologin Julia Weinhold stellt auf der Tagung des Museumsbundes Crowdsourcing-Projekte vor.
Das Foto zeigt einen großen Vortragssaal aus der Perspektive eines Zuschauers. Auf der Bühne sitzen hinter einem Tisch vier Personen.
Der ehemalige Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig, Volker Rodekamp, plädiert während der Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes 2017 für einen differenzierten Relevanzbegriff.