STRENGT! EUCH! AN!

„Genau wie 1972 will das moers festival heute die Welt verbessern. Es ist dabei der Komplize, um Ungeheuer zu besiegen und die Prinzen zu befreien.“ Davon ist Tim Isfort, künstlerischer Leiter dieses international anerkannten Festivals für aktuelle, improvisierte Musik, überzeugt. Martin Laurentius hat an Pfingsten seinem Kreuzzug zu folgen versucht.

von Martin Laurentius
9 Minuten
Der künstlerische Leiter des moers festivals, Tim Isfort, bei der Ansage auf der Bühne.

Gleich in seiner ersten Ansage ans noch nicht so zahlreiche Publikum in der moers Festivalhalle am Eröffnungsabend versprach Tim Isfort mannigfaltige Perspektivwechsel für das anstehende Pfingstwochenende. Um diese zu ermöglichen, wurde beispielsweise die Hauptbühne verrückt. Schnurstracks hatte man diese von der angestammten Rückwand in die Ecke der rechten Seitenwand verschoben.

Auf dem Boden davor war Kunstrasen ausgerollt – eine der vielen Referenzen der 48. Ausgabe hinein in die Historie dieses Pfingsthappenings für aktuelle, improvisierte Musik, als dieses Ereignis noch Internationales New Jazz Festival Moers hieß und unter freiem Himmel stattfand. Die Zuschauer auf den Rängen mussten jedenfalls ihre Köpfe nach rechts wenden, um das Geschehen auf der Bühne verfolgen zu können. Wer das nicht wollte, konnte sich auf der „imaginären“ Wiese fläzen – oder einfach vor der Bühne stehen bleiben.

Dada und gaga

Vieles war dieses Jahr in Moers einfach … dada und gaga. Der Holzpanzer auf der Bühne beispielsweise, der vom Publikum bemalt werden sollte – aber am Schluss dann doch nicht bemalt wurde. Die vier, fünf Stühle in Gelsenkirchener Barock ebendort, auf denen tatsächlich während der Konzerte in der Festivalhalle immer wieder Besucher Platz nahmen und den Musiker*innen auf die Finger schaute. Oder die Kinderschaufensterpuppen, die entweder über den Köpfen des Publikums schaukelten oder einfach nur im Weg standen. Manche hatten T-Shirts mit der Aufschrift übergestreift: „Soldiers Of Fortune“.

Das Publikum fläzt sich auf dem Kunstrasen vor der Bühne der moers Festivalhalle.
Publikum vor der Bühne in der moers Festivalhalle.
Günter Baby Sommer (Drums) und Marshall Allen (Saxofon) in Moers.
Der Schlagzeuger und Pionier des DDR-Jazz, Günter Baby Sommer, und der 95 Jahre alte, afroamerikanische Saxofonist Marshall Allen beim Auftritt in der moers Festivalhalle.
Der amerikanische Trompeter Peter Evans beim moers festival.
Der amerikanische Trompeter Peter Evans blies auf der Trompete gut 20 Minuten am Stück ein zirkulargeatmetes, unbegleitetes Solokonzert.
Die „Moers Abstractions“ mit dem Saxofonisten Joshua Redman in Moers.
Der afroamerikanische Tenorsaxofonist Joshua Redman mit der WDR Big Band und dem Ensemble MusikFabrik beim moers festival.
Die Kooperation zwischen den Trondheim Voies und dem Angelika Niescier Trio in Moers.
Die A-cappella-Gruppe Trondheim Voices mit dem Angelika Niescier New York Trio beim moers festival 2019.
Der Abacaxi-Gitarrist Julien Desprez beim moers festival 2019
Der Abacaxi-Gitarrist Julien Desprez hockt vor seinem Pedalboard auf der Bühne in der moers Festivalhalle.
Eine der  Kinderschaufensterpuppen beim moers festival.
Eine der Kinderschaufensterpuppe im T-Shirt mit der Aufschrift „Soldiers Of Fortune“ in der moers Festivalhalle.