Alles im Fluss?

Wenn das Wasser abhanden kommt

von Ilse Huber
4 Minuten
Es ist trocken, die Weiden treiben aus, mitten im Flussbett. Die Schwarza bekommt  das nur mehr wenig Wasser nach dem Wehr.

Schifffahrt, Stromerzeugung, Bewässerung. Es gibt viele Begehrlichkeiten, die den Flüssen das Wasser entziehen. Mit zunehmender Technisierung schwillt das Problem deutlich an. Weltweite Mega-Flussbauten und ihre Auswirkungen.

Spricht man von Fluss, denkt man an Wasser. Doch das ist nicht immer vorhanden. Weltweit fallen 60 Prozent aller Flüsse trocken- natürlicherweise. Manchmal verschwindet das Wasser plötzlich in den Untergrund.

Flüsse besitzen ihre ganz eigene Dynamik- sofern der Mensch nicht eingreift. Das tut er aber seit zwei Jahrhunderten immer intensiver. Befahrbarkeit, Stromerzeugung und Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen rauben den Flüssen oft ihre Lebenskraft.

Vor etwa 200 Jahren begann der Mensch Flüsse nach seiner Façon zu formen. Statt der mäandrierenden, von Wirbeln und Kaskaden geprägten Fließgewässer entstanden Kanäle und gleichförmige Gerinne. Saisonale Begleiterscheinungen wie Hochwässer und Trockenzeiten waren eine Plage! Also wurden Flussläufe begradigt und Flussabschnitte aufgestaut: perfekte Voraussetzungen für Wasserstraßen und für eine kalkulierbare Energieversorgung. Nun zeigt sich, was das für die Natur und die Biodiversität bedeutet.

Denn bilden natürlich trockenfallende Flüsse wie der Tagliamento in Italien oder der Flinders Fluss im australischen Queensland durch die „gepulste“, also an- und abschwellende Wasserführung wichtige Korridore und Wanderrouten für terrestrische Tiere, so bewirken menschengemachte Eingriffe genau das Gegenteil.