Die Marchauen in Niederösterreich – ein Beispiel für gelungene Renaturierung

Das Projekt zeigt, wie mehr Natur vielfachen Nutzen für viele Interessen bringen kann

vom Recherche-Kollektiv Flussreporter:
10 Minuten
Kleine graubraune Wildpferde fressen auf einer Wiese

Am 15. Juni 2023 soll der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments über den Entwurf des EU-Renaturierungsgesetzes abstimmen. Die Europäische Union möchte damit die ökologische Wiederherstellung oder Verbesserung von mindestens 20 Prozent ihrer Landflächen und Meeresgebiete verpflichtend vorschreiben. Die Entscheidung stehe auf Messers Schneide, sagen Umweltschutzorganisationen. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass Renaturierungsprojekte viele positive Auswirkungen haben können. Ein Lokalaugenschein an der March in Niederösterreich.

Auenreservat Marchegg: Wie ein Naturjuwel gerettet wurde

„Meine Vorstellung davon, wie Europa vor 2.000 Jahren ausgesehen hat, ist so“, sagt Jurrien Westerhof und blickt zufrieden um sich. Der Mitarbeiter der Naturschutzorganisation WWF Österreich steht im Auenreservat Marchegg in Niederösterreich am Rande einer hoch gewachsenen Wiese, rundum stehen dicke alte Eichen, Eschen, Pappeln und Weiden. Einzelne Bäume sind abgestorben und mit Flechten und Moosen bewachsen, unter der abgefallenen Rinde werden kunstvolle Reliefs sichtbar, die Käfer ins Holz gefressen haben. In der Wiese liegt wie hindrapiert ein toter Baum im Stadium der langsamen Zersetzung.

Solche halboffenen Landschaften, in denen sich Wälder mit Wiesenflächen abwechseln, seien in Europa üblich gewesen, erklärt der aus den Niederlanden stammende Absolvent der Agraruniversität in Wageningen. Lange Zeit arbeitete er in der Klima- und Energiepolitik, seit 2017 leitet er die Arbeit des WWF in den Donau-March-Thaya-Auen.

Dass die Landschaft hier auf dem besten Weg ist, wieder so zu werden, wie sie vielleicht jahrtausendelang war, ist Pionieren des Naturschutzes zu verdanken, die sie vor mehr als einem halben Jahrhundert vor der Zerstörung gerettet haben. Und jenen, die seit mehr als 50 Jahren mit viel Geduld und Fachwissen an ihrer Wiederherstellung arbeiten.

Mann mit weißem Haar und Bart steht im Auwald
Jurrien Westerhof vom WWF Österreich
Wiese mit alten Eichen rundum und Totholz
Diese halboffene Landschaft sorgt für vielfältige Lebensräume
Gerades Ufer mit Steinen, Mann stehend in Feuerwehrboot
Die March wurde ab den 1930er Jahren begradigt und ihre Ufer wurden befestigt
Mann in WWF T-Shirt steht vor Weidelandschaft
Michael Stelzhammer vom WWF Österreich
Wiese mit Wasser
Zeitweise überflutete Wiesensenken sind ein Lebensraum für seltene Arten
Kleine graubraune Wildpferde fressen auf einer Wiese
Die Konikpferde sorgen für mehr Biodiversität im Auenreservat
violette Pflanze auf Wiese
Die Waldrebe profitiert von der Beweidung
Pflanze mit zartrosa Blüten in Wiese
Das seltene Gottesgnadenkraut wächst dank der Pferde wieder auf den Wiesen
Storchenpaar in Nest auf großem Baum
Im Auenreservat Marchegg gibt es die größte Kolonie von Weißstörchen in Mitteleuropa
Augewässer im schattigen Wald
Die Marchauen haben wieder Wasser, aber der Klimawandel macht ihnen zu schaffen