20 Jahre Laufen für die Mur

Grenzüberschreitende Ramsar-Wanderung für ein gemeinsames Ziel

vom Recherche-Kollektiv Flussreporter:
10 Minuten
Wanderer im Auwald der Mur machen Pause.

Spielfeld in der Steiermark ist vielen Menschen ein Begriff als Sehnsuchtsort auf der Fahrt in die Ferien. Hier geht es über die Grenze von Österreich nach Slowenien und damit einen Schritt näher zum Meer. Anderen ist die Grenze vielleicht in zwiespältiger Erinnerung, waren doch hier im Oktober 2015 Tausende flüchtende Menschen vom Balkan kommend gestrandet und mussten unter teils dramatischen Bedingungen warten, bis sie weiterreisen konnten oder zurückgeschickt wurden.

Für Naturschützer und Flussliebhaber hat Spielfeld aber noch eine andere, nicht minder emotionale Bedeutung: Nach dem Kraftwerk an der Mur bei Spielfeld beginnt ein 700 Kilometer langer Flussabschnitt von Mur, Drau und Donau bis zum Eisernen Tor ohne ein einziges Querbauwerk. Trotz menschlicher Eingriffe an verschiedenen Stellen, wie zum Beispiel Uferbefestigungen oder Schotterabbaggerungen, ist dieser „Amazonas Europas“, wie er vom WWF genannt wird, eine einzigartige, artenreiche Flusslandschaft. Schon bald nach Spielfeld beginnt trotz intensiver landwirtschaftlicher Nutzung der Region wertvoller Auwald entlang der Mur zwischen Österreich und Slowenien. Dieses Gebiet als UNESCO Biosphärenpark zu schützen, ist dem Internationalen Murschutzkomitee seit 20 Jahren ein Anliegen. Seit 20 Jahren wird deshalb jedes Jahr zum Tag der Feuchtgebiete am 2. Februar eine Ramsar-Wanderung durchgeführt – abwechselnd in Österreich, Slowenien und Kroatien.

Wanderer mit Fahne des World Wetlands Day am Hauptplatz.
Die Wanderer aus Österreich, Slowenien, Kroatien und Deutschland sammeln sich am Hauptplatz von Bad Radkersburg.

Die Ramsar-Konvention

Die Ramsar-Konvention bezeichnet das Übereinkommen über Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel. Die Konvention ist ein völkerrechtlicher Vertrag, dessen Ausarbeitung von der UNESCO angeregt wurde. Das Übereinkommen wurde am 2. Februar 1971 in Ramsar, einer Stadt im Iran, geschlossen und ist eines der ältesten internationalen Vertragswerke zum Naturschutz. Die Konvention wurde von 21 Gründerstaaten unterzeichnet und trat 1975 in Kraft. 169 Staaten haben sie bisher ratifiziert. Derzeit genießen 2187 Gebiete mit mehr als zwei Millionen Quadratkilometern Fläche in 168 Staaten den Schutz gemäß den Richtlinien der Konvention.

Heuer fand die Ramsar-Wanderung am Sonntag den 3. Februar in Bad Radkersburg in der Steiermark statt. Rund 500 Menschen aus Österreich, Slowenien, Kroatien und Deutschland sammelten sich ab 9 Uhr Früh am Hauptplatz des Kurortes, stärkten sich mit Tee und Aufstrichbroten und marschierten um 10 Uhr zur Mur hinunter. An der Brücke nach Slowenien, einst eine Grenze mit Pass- und Zollkontrolle, jetzt ein freier Übergang, wurden drei Holzscheiben mit eingebranntem Schriftzug „WWD 19“ (World Wetlands Day 2019) zu Wasser gelassen.

Wanderer marschieren vom Hauptplatz in Bad Radkersburg los.
Abmarsch vom Hauptplatz von Bad Radkersburg.
Zwei Männer an der Mur mit Holzscheiben.
Bürgermeister Heinrich Schmidlechner (links) und Bernd Wieser vom Murschutzkomitee schicken die Gruß- und Gedenkscheiben aus Holz auf die Reise.
Wanderer im Auwald am Hochwasserdamm.
Flussabwärts auf dem Hochwasserdamm an der Mur.
Auwald im Winter.
Der Auwald droht auszutrocknen, weil es durch die Flussregulierung kaum mehr Überflutungen gibt.
Fluss mit unregelmäßigem Ufer
Die Gosdorfer Aufweitung der Mur an der Grenze zwischen Österreich und Slowenien im Juni 2017.
Zwei Männer am Hauptplatz in Bad Radkersburg.
Andreas Breuss (rechts) hat Erfahrung mit der Renaturierung der Mur.
Schotterablagerung am Fluss mit Biberloch.
Hier kann die Mur wieder Schotter ablagern und der Biber bauen.
Fluss, Bäume, Ufer im Winter
Die Mur flussabwärts von Bad Radkersburg.
zwei Frauen bei Interview am Hauptplatz von Bad Radkersburg
Andreja Slameršek (rechts) gibt ein Interview.
Mann mit Vollbart, Mütze und Schal mit Aufschrift „Moja Mura“.
Ein Freund der Mura aus Slowenien.
Wanderer in langer Schlange auf Feldweg
Rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Ramsar-Wanderung sind ein deutliches Zeichen für die Bedeutung der Erhaltung der frei fließenden Mur.