Kaffeefahrt für Kiffer: In den USA boomt der Cannabis-Tourismus

Seit in Colorado das Kiffen erlaubt ist, boomt der Cannabis-Tourismus. Besonders beliebt: organisierte Rundfahrten mit Joint und Bierdose.

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Vier junge Leute sitzen in einer Luxuslimousine und kiffen.

Die Fahrt im Cadillac startet mit einem kräftigen Zug – nicht am Bong (das kommt später), sondern an der Schublade mit den Wasserflaschen. „Vergesst nicht, zwischendurch immer etwas zu trinken“, sagt Timothy Vee, ein groß gewachsener Mittvierziger, der früher als Restaurant-Manager gearbeitet hat.

Heute betreibt Vee ein anderes Geschäft. Als Inhaber von „Colorado Highlife Tours“ kutschiert er Marihuana-liebende Touristen in einer Luxuslimousine durch Denver. Wobei kutschieren das falsche Wort ist. Vee lässt fahren. Er selbst fläzt sich auf die gepolsterten Ledersitze, dreht die Musik auf und steckt sich den ersten Joint an. Die Kaffeefahrt für Kiffer hat begonnen.

Es ist eng im Cadillac. Obwohl das Gefährt zwölf Meter lang ist, stoßen die Insassen mit dem Kopf gegen die Decke. Die Mitfahrer – fünf Männer und eine Frau – sitzen sich Knie an Knie gegenüber. Doch das stört an diesem Nachmittag niemanden.

Schon fünf Minuten nach der Abfahrt wabert dichter Rauch durch den Innenraum, ein Joint macht die Runde. Im Sektkühler liegt eine Wasserpfeife; die Champagnergläser dienen als Aschenbecher. Durch die Lautsprecher dröhnt – fast so ein bisschen zu klischeehaft – Bob Marley. Als der Cadillac durch ein Schlagloch rumpelt, muss der erste Mitfahrer rülpsen.

„Dass ihr mir ja nicht ins Auto kotzt“, sagt Tourguide Vee mit gespielt ernster Miene. „Das habe ich schließlich auch nur geliehen. Oder meint ihr etwa, ich könnte mir so eine Karre leisten?“

Ein Mann mittleren Alters steht vor einer Luxuslimousine.
Timothy Vee verdient sein Geld mit Kiffer-Fahrt.
Ein Mann mittleren Alters zieht in einem Auto an einem Joint.
Nach ein paar Minuten ist der Tour-Guide benebelt. So wie alle anderen auch.
Ein vergittertes Ladengeschäft, vor dem eine Fahne mit einem grünen Kreuz und einem Hanfblatt hängt.
In sog. „dispensaries“ können sich die Kiffer eindecken.
Verschneite Landschaft, im Hintergrund Hochhäuser.
Highle Welt? Denver liegt über 1600 Meter über dem Meeresspiegel.
Blick in eine Dose voller Haschkekse.
Haschkekse zum Mitnehmen, wie beim Bäcker.
Eine junge Frau riecht an einer Dose mit Haschkeksen.
Riecht gut, findet diese Kundin.
Nahaufnahme eines Kochbuchs mit Cannabis-Rezepten.
Cannabis gehört in vielen amerikanischen Großstädten zum Lebensgefühl. Sogar in der Buchhandlung.
Ein Mann blickt durchs Fenster. Dahinter blüht Cannabis.
Bei diesem Anblick wird den Kiffern warm ums Herz.
Ein Mann mittleren Alters hält Marihuana-Blüten in einer Zange.
Cannabis-Verkäufer Justin Hinderson muss jedes Jahr bis zu 60.000 Dollar zum Finanzamt bringen, weil die Bank ihm ein Konto verwehrt.